ZUM TAGE

Ein Meilenstein – keine Messlatte

von Redaktion

Rekord bei Bayern-Frauen

Uli Hoeneß hat am Wochenende beide Extreme erlebt: hautnah und in weniger als 24 Stunden. Denn bevor der Ehrenpräsident des FC Bayern am Sonntag Platz auf einem der begehrten Sessel im klamaukigen und über drei Jahrzehnte etablierten Jubiläums-„Doppelpass“ zum Thema Männerfußball nahm, hatte er am Samstag die Rekordkulisse des deutschen Frauenfußballs in der Allianz Arena genossen. Beides Herzensangelegenheiten für den Mann, der den Fußball und seinen FC Bayern so liebt – aber das war die einzige Gemeinsamkeit dieses Hoeneß‘schen Termin-Doppelpacks. Denn zwischen einer (fast) vollen Arena und einem zweistündigen Stammtisch liegen nach wie vor Welten.

Machen wir uns nichts vor! Einen monothematischen „Doppelpass“ nach einem Spieltag der Frauen-Bundesliga wird es in naher und auch ferner Zukunft nicht geben. Aber das kann – und darf – auch nicht das Ziel sein. Vielmehr hat der Startschuss in die 36. Bundesliga-Spielzeit der Frauen mal wieder und diesmal noch eindrucksvoller gezeigt, was in dieser immer wichtigeren Sparte des DFB für ein Potenzial schlummert. Als das obligatorische „Deutscher Meister wird nur der FCB“ von den Rängen der spätsommerlichen Traumkulisse der Südkurve zu vernehmen war, konnten die 57 762 Zuschauer auf dem Rasen Spielerinnen sehen, denen das wirklich ans Herz ging. Ja, die Protagonistinnen, die genauso hart schuften wie ihre männlichen Kollegen, wollen, dass ihr Sport wächst. Aber sie wollen vor allem, dass er dabei nahbar bleibt. Und genau das kommt an.

Um knapp 20 000 Fans wurde der bisherige Rekord aus dem Jahr 2023 überboten, die Verantwortlichen um Bianca Rech sind zu Recht stolz auf den „nächsten Meilenstein“. Aber es ist auch richtig, offen zuzugeben, dass die Umsetzung „sechs Monate Vorbereitung“ bedurfte. Die Zahl 57 762 ist ein starker Pfeiler, der nun steht, aber keiner, an dem man sich Woche für Woche messen lassen kann und muss. Stetig wachsen, in seinem eigenen Tempo und vor allem mit seinen eigenen Stärken sollte Ziel sein. Etwa so, wie Hoeneß es mit den Männern einst eindrucksvoll gemacht hat. Nur eben anders.HANNA.RAIF@OVB.NET

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