Gute Laune, klare Ansage: Hoeneß am Sonntag im Jubiläums-Doppelpack. © screen
München – Die Schlossallee kennt Uli Hoeneß bestens, das wissen Kenner der Fußball-Branche schon lange. 16 Jahre ist es inzwischen her, da fällte der heutige Ehrenpräsident des FC Bayern schon den plakativen Vergleich zwischen Bayerns damaligem Superstar Franck Ribery und der teuersten Straße im berühmten Familienspiel „Monopoly“. Am Sonntag nun gab der 73-Jährige zu, dass die Schlossallee im Jahr 2025 „nicht mehr beim FC Bayern liegt“. Der einzige Grund: Die von Katar und Saudi-Arabien gesponsorten Vereine, bei denen auf dem Transfermarkt das Motto gilt: „Rücke vor bis zur Schlossallee, dann kommt irgendein Scheich – und dann kannst Du kaufen!“
Alles herrliche Zitate, geäußert im „Doppelpass“ auf Sport1, wo Hoeneß als treuer Telefonanrufer zum 30. Jubiläum nicht fehlen durfte. Er nahm die Rolle als Stargast gerne an, lässig, in weißen Turnschuhen und bester Laune. Seine Botschaft an die Liga – und Europa – überraschend wie selbstbewusst: „Wir sind der eigentliche Gewinner des Transfer-Sommers.“ Obwohl sowohl Florian Wirtz („hätten wir für 150 Mio. nie gekauft“) als auch Nick Woltemade („keine 90 Mio. wert“) nicht in München gelandet sind, sondern „nur“ Luis Diaz und Nicolas Jackson verpflichtet werden konnten, sagte Hoeneß: „Jetzt haben wir eine Mischung: 15, 16 starke, 2,3 Junge.“ Wenn es gelinge, die zu integrieren, „ist es das beste Transfer-Jahr, das wir je hatten“. Zumal eine Kaufverpflichtung bei Jackson nur greife, „wenn der 40 Spiele von Beginn an macht. Die macht der nicht, keine Sorge!“
Ab November stoßen die die drei „kostenlosen Neuzugänge“ Jamal Musiala, Alphonso Davies und Hiroki Ito zum Kader zum Kader – außerdem sei „genug Geld da“, um im „Januar nachzulegen“. Man merkte: Hoeneß will Erfolg – aber nicht um jeden Preis.Seine Hoffnung: „Irgendwann haben die Scheichs dann auch die Schnauze voll.“ Apropos: Die Schnauze voll hat Hoeneß nach wie vor von Experten, die „aus einer Position ohne Verantwortung“ agieren. Matthäus habe „nach wie vor keine Tasse gefunden“ – und Hoeneß kündigte zudem an: „Wenn gewisse Dinge nicht laufen, werde ich immer mein Maul aufreißen.“
Auch kritisch ging es beim Thema Max Eberl zu – Hoeneß sagte zur Streitkultur mit dem Sportvorstand: „Max ist da ziemlich empfindlich.“ Zwar habe man im „Aufsichtsrat überhaupt kein Problem“ mit ihm und eine Trennung sei „nie ein Thema“ gewesen. Dennoch gab Hoeneß Eberl den Rat, „die Transfers im Juni, Juli zu machen“. Ob Eberl an Rücktritt denke, müsse man ihn selber fragen. Hoeneß weiß aber: Der 51-Jährige hat „Probleme, dass die Medien ihm das Gefühl geben, wir würden reinreden. Denn das tun wir gar nicht.“ Interessant dennoch der Satz: „Wir haben das Team, das passt, noch nicht gefunden.“
Fast beiläufig kam ein Satz, der nachhallt. Die Champions League? „Wird schwierig“, sagte Hoeneß. Siehe: Schlossallee.H. RAIF, P. KESSLER