DBB regelt Trainerrollen

von Redaktion

Mumbru bleibt Chef, aber Ibrahimagic coacht – Team setzt ein Zeichen

Teamwork: Alan Ibrahimagic (li.) und Alex Mumbru (re.) © IMAGO/Wiedensohler

Riga – Der freundliche Chef der Hotelbar, erkundigte sich höflich, ob es mal wieder um die Mängel im Haus der deutschen Basketballer ging. Anders konnte er sich diesen riesigen Auflauf nicht erklären. Aber nein, diesmal hatten sich sämtliche Spieler der Nationalmannschaft in der kleinen Lobby versammelt, um symbolisch hinter ihrem Trainer zu stehen. Alex Mumbru, der erkrankte Chef der Basketballer, bleibt auch weiterhin Bundestrainer. Nur während der Spiele übernimmt Alan Ibrahimagic seine Rolle und Pflichten am Feldrand, trifft damit de facto die sportlichen Entscheidungen in den übrigen Duellen der Europameisterschaft. „Ich gehe nicht nach Hause. Aber: Alan ist jetzt die Stimme“, hielt Mumbru fest. Dennis Schröder, der Kapitän und Anführer, klopfte ihm hinterher als Zeichen der Zustimmung auf die Schulter.

Damit löst der deutsche Verband eine einigermaßen unübersichtliche Situation auf. Kurz vor Turnierstart war der Spanier mit einer entzündeten Bauchspeicheldrüse in die Klinik von Tampere eingeliefert worden, verbrachte dort fünf Tage. In dieser Zeit nahm er sieben Kilo ab, ist weit entfernt vom Vollbesitz seiner Kräfte. Im Achtelfinale gegen Portugal kehrte er auf die Bank zurück, wechselte sich mit Ibrahimagic ab und gab schließlich zur Halbzeit seinen Posten ganz an den Assistenten ab. Die Außenwirkung dieser Szenen – wenig wirkte geplant, vieles improvisiert – stieß schließlich eine interne Debatte an. Am Tag nach dem Sieg über Portugal kam die (sportliche) Führung des Verbands zusammen und beratschlagte über das weitere Vorgehen. Tenor: Es braucht Klarheit bei den Spielen.

Am Sonntagnachmittag stellte der DBB beim Weltverband FIBA den Antrag, Alan Ibrahimagic in den Stand des 1. Assistenten zu heben. Als solcher darf er auch offiziell bei Spielen am Rand stehen. Wie unsere Zeitung erfuhr, riet auch die medizinische Abteilung dem Bundestrainer, sich bei den Spielen zurück zu nehmen. „In den letzten Tagen habe ich erkannt, dass ich körperlich noch nicht so weit bin, dass ich die nötige Energie habe, um das Team während der Spiele aktiv zu coachen“, musste auch Mumbru einsehen. In einem „emotionalen Teammeeting“ wurde am Montagmorgen die gesamte Mannschaft informiert, wie es von Verbandsseite heißt. Allen Beteiligten war eine Botschaft wichtig: Mumbru bleibt weiterhin der Chef, bereitet die Duelle vor und nach – und sitzt bei den Spielen auch mit auf der Bank. „Er ist da für uns als Mannschaft. Er gibt die Impulse, aber er kann nicht alles machen“, betonte Maodo Lo.

Ihm und seinen Kollegen lag viel daran, „Solidarität auszudrücken“ und klar zu stellen, dass „sein System, seine Idee“ gespielt wird. So ein Entschluss „erfordert viel Mut“, sagt der bislang höchst erfolgreiche Ersatz-Bundestrainer Ibrahimagic, der sich aber weiterhin nur als Zuarbeiter sieht. Gerade stecken er und Mumbru in den Vorarbeiten zum Viertelfinale gegen Slowenien und Weltstar Luka Doncic am Mittwoch (20 Uhr/RTL und MagentaSport). „Egal wie überragend er ist: Er kann ein Team alleine nicht besiegen“, sagt Ibrahimagic. Und diese Mannschaft symbolisierte Einigkeit in einer jetzt schon historischen Presskonferenz. ANDREAS MAYR

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