Erfolgserlebnis zum Abschluss der Vorbereitung: Jeremy McKenna und Markus Eisenschmid, die Torschützen zum Sieg über Nürnberg. © Red Bull/City-Press
München – „Siiiiieeeeegggg!“, schrieb der EHC Red Bull München auf seine Website. Die Vorbereitung auf die kommende Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ging mit zwei Erfolgserlebnissen zu Ende. Mit kleinen, denn die Konkurrenten beim Turnier des Ausrüsters Warrior in Kaufbeuren waren von überschaubarer Güte: Glasgow Clan aus dem eishockeyexotischen Schottland wurde 5:2 geschlagen, DEL-Konkurrent Nürnberg Ice Tigers, ein Team zwischen mittlerem und unterem Tabellendrittel, 3:2. Wobei der EHC nach 24 Minuten 3:0 führte, ehe es nochmals knapper wurde. Markus Eisenschmid, einer der Münchner Torschützen, meinte: „Am Ende zählt nicht, wie hoch man gewinnt, sondern dass man gewinnt.“
So recht weiß die umstrukturierte Mannschaft noch nicht, wo sie steht. Los geht es für die Münchner am Freitag in Köln – doch für sie ist auch ein Blick am heutigen Dienstag nach Berlin interessant. Es gibt (19.30 Uhr) ein vorgezogenes Eröffnungsspiel der DEL. Die Eisbären, der Meister, den die Münchner angreifen wollen, empfängt die Dresdner Eislöwen, den Neuling, der einen starken Red-Bull-Touch hat.
Viermal in den vergangenen fünf Jahren sind die Eisbären Berlin Deutscher Meister geworden, in der Finalserie 2025 haben sie den Kölner Haien dreimal ein 7:0 eingeschenkt. Eine solche Dominanz ward lange nicht gesehen, die Verträge mit den wichtigsten Spielern wie Torjäger Ty Ronning (2027), dem Abwehrpaar Kai Wissmann und Jonas Müller oder Stürmer Leo Pföderl (alle 2029) laufen noch einige Jahre – weswegen über der Liga die Frage schwebt, ob der Club, der zur amerikanischen Anschutz Entertainment Group gehört, für Langeweile an der DEL-Spitze sorgen wird. „Diese Sorge habe ich nicht“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, „vor zehn, fünfzehn Jahren hatten wir das schon mal, dass die Berliner reihenweise Meister wurden und danach die Münchner – diese Phasen gehen vorbei. Es gibt Dynastien, aber die Mischung bei uns ist doch besser als im Fußball.“
Auch weil in der DEL das Fernsehgeld „durch 14 geteilt wird“ (Tripcke). Der Aufsteiger bekommt genauso viel (im Vergleich zum Fußball natürlich wenig) wie der Champion. Dresden erfährt derzeit besondere Aufmerksamkeit. Ein Ostclub, der nicht aus der traditionellen DDR-Achse Weißwasser – Crimmitschau – Berlin kommt. Ein neuer Markt. „Da herrscht Rieseneuphorie“, berichtet Gernot Tripcke, „Dresden hat zwar eine kleine Halle, aber ein großes Einzugsgebiet.“ Der Dauerkartenverkauf wurde bei 2000 gestoppt, die ersten acht Heimspiele sind ausverkauft, und im Winter liefert der DEL-Neuling „aus der Hüfte geschossen ein Winter Game ab“. In der DEL2 trugen die Eislöwen bereits zwei Partien unter freiem Himmel im Dynamo-Fußballstadion aus, sie haben also Erfahrung, wie man das organisiert. Und weil man aus der DEL auch wieder absteigen kann, wird nun schnell ein Dresdner Winter Game (Tripcke: „Ein Jahr vorgezogen“) ausgerichtet.
Steigt Dresden wieder ab? Nun, die Mannschaft ist namhaft besetzt. Allerdings gab es für die Promis bei höher eingeschätzten Clubs keine Verwendung mehr. Drew Leblanc (früher Augsburg, Iserlohn) erwarb wie Trevor Parkes, Münchens die gesamte vorige Saison ausgefallener Goalgetter, die deutsche Staatsangehörigkeit, mit Emil Johansson und Austin Ortega sind zwei weitere Ex-Münchner nun an der Elbe unterwegs. Trainer Niklas Sundblad war 2014 Meister mit Ingolstadt, galt danach aber wegen seiner mit seinem Spitznamen „Sunny“ nicht korrelierenden Mitarbeiterführung als schwer vermittelbar.
Womit der EHC München dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge mangels Qualifikation nichts zu tun hatte, war die Champions Hockey League. In Europa wird die DEL von Berlin, Ingolstadt und Bremerhaven, den Topteams der Vorsaison, vertreten. In diesem Format wirkten auch die mächtigen Eisbären angreifbar: Sie gewannen nur gegen Storhamar aus Norwegen, sie verloren gegen Klagenfurt und Lukko Rauma (Finnland) und sogar Grenoble. Da könnte auch für deutsche Teams öfter was gehen.GÜNTER KLEIN