Rittmüllers wilder Ritt

von Redaktion

Bewegte Woche des Ex-Braunschweigers endet mit Kurzdebüt für 1860

Ein Löwe im DFB-Trikot: Sean Dulic vor seinem U 20-Debüt.

Stolz auf seinen Last-Minute-Transfer: Sportchef Werner mit Rittmüller. © IMAGO

Dampfmacher und Ärmelhochkrempler: Bei seinem Kurzdebüt im Totopokal deutete Marvin Rittmüller an, dass er die rechte Seite der Löwen beleben kann. © IMAGO / Uli Wagner

München – Als im Vöhlinstadion die 62. Spielminute lief, war es so weit: Der letzte von zehn 1860-Sommerzugängen feierte sein Debüt. An der Seitenlinie wurde die Tafel mit der „29“ hochgehalten – und dann rannte Marvin Rittmüller auf den Rasen, sortierte sich zunächst links ein, wo Manuel Pfeifer mit lädiertem Knie nicht mehr konnte. Kurz darauf tauschte der Neulöwe mit Maximilian Wolfram die Seiten – und zog gleich mal einen Sprint an. Hätte sich David Philipp bei Kevin Vollands Traumpass nicht zur Direktabnahme entschieden, wäre auch Rittmüller, eigentlich auf Torverhinderung spezialisiert, einschussbereit zur Stelle gewesen.

Rittmüllers 1860-Debüt im sonnig-idyllischen Illertissen – es war der Schlusspunkt einer bewegten Woche für den 26 Jahre alten Rechtsverteidiger. Gerade noch im Kader von Eintracht Braunschweig beim 1:1 gegen Bielefeld – sieben Tage später dann im Totopokal für den TSV 1860. Als Einwechselspieler deutete der Thüringer an, dass er die rechte Seite der Löwen beleben kann. Dass er nicht früher ins Spiel kam, begründete Trainer Glöckner mit Umzugsstress und einer allgemein turbulenten Woche des Last-Minute-Löwen. „Durch die Belastungen der letzten Tage war er mental ein bisschen angeknockt. Deswegen haben wir zusammen besprochen, dass er besser von der Bank kommt.“ Mittelfristig, deutete der 1860-Coach an, soll Rittmüller jedoch eine breite Palette an Aufgaben auf der rechten Seite übernehmen. Glöckners Erwartungen: „Viel Power über die Seite, Linie hoch und runter, Zweikämpfe, ins letzte Drittel stoßen, gute Ideen generieren – so, dass wir die Offensive auf der Seite noch ein bisschen ankurbeln.“ Bei seinen früheren Vereinen, zuletzt in Braunschweig, zuvor in Heidenheim, hat das sogar höherklassig geklappt. Rittmüller scheint die Gabe zu haben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufzutauchen. Bundesliga-Aufstieg mit Heidenheim an seinem letzten Arbeitstag in der Ostalb (Mai 2023) – dabei hatte er bis 2020 gerade mal Regionalliga gespielt (in der Weststaffel für den 1. FC Köln II). Nach dem Wechsel nach Braunschweig dann: Stammspieler in der 2. Liga. Im Abstiegskampf mit der Eintracht hielt er verlässlich die Knochen hin, und als es in der Relegation gegen Saarbrücken um alles ging, half er mal eben als Torjäger aus.

Auch der Wechsel nach München erfolgte aus Rittmüllers Sicht zum richtigen Zeitpunkt. Aufstiegskampf mit Heidenheim kennt er, Abstiegskampf mit der Eintracht ebenso. Bei 1860 geht es dem Musterprofi nun darum, ein Team nach vorne zu bringen, das ähnlich gestrickt ist wie er selbst: hungrig, leistungswillig, um jeden Ball fightend. Exemplarisch für Rittmüllers Einstellung eine Szene aus der Nachspielzeit: An der Eckfahne verteidigte er die Kugel mit einem spagatartigen Ausfallschritt – und nahm auf diese Weise wertvolle Sekunden von der Uhr.

Christian Werner jedenfalls scheint sehr zufrieden zu sein mit seinem späten Coup auf dem Transfermarkt. „Wir hatten auf der Position zu reagieren“, sagte der 1860-Sportchef im BR: „Wir haben uns relativ früh auf ein Profil festgelegt, dann am letzten Tag zugeschlagen. Wir sind total froh, dass wir Marvin dazubekommen haben. Wir wissen um seine Qualitäten. Er ist ein schneller, sehr laufintensiver Spieler, der auch eine brutale Mentalität mitbringt. Er wird uns in den nächsten Wochen, Monaten, vielleicht auch Jahren sehr guttun auf der rechten Seite.“

Mit Braunschweig hätte Rittmüller am Samstag in Darmstadt gespielt, bei einem Aufstiegsanwärter. Nun, als Münchner Löwe, bekommt er es am Sonntag mit Havelse zu tun. „Ein Gegner, der mit dem Rücken zur Wand steht“, weiß Glöckner, „unglaublich schwer zu bespielen. Die müssen in die Punkte kommen!“ Ideal für einen Mentalitätslöwen wie Rittmüller.ULI KELLNER

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