Und jetzt ein Tor in Burnley

von Redaktion

Florian Wirtz und seine befreiende Aktion – bald auch für Liverpool?

Kommt das Selbstvertrauen bei Wirtz nun zurück? © Imago

„Viel probieren“, sollte Wirtz gegen Nordirland. Die DFB-Mannschaft braucht seine kreativen Momente. © Imago

Reingezaubert: Florian Wirtz traf per Freistoß gegen Nordirland. © Simon/Imago

Köln – Florian Wirtz wurde in Leverkusen zum Bundesliga- und Nationalspieler und zum Objekt der Begierde der größten Clubs in Europa – da vergisst man schon, dass er Kölner ist. Und vor dem zweiten WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft lautete daher eine der großen Fragen, ob Wirtz „sein Köln, seine Stadt“ helfen würde, um sich herauszuspielen aus einer Phase, die nicht die beste seiner Karriere ist.

Ob es nun der Köln-Effekt war? Zumindest hatte der 22-Jährige aus Köln-Pulheim im Müngersdorfer Stadion seinen großen Moment, der erklärte, warum man ihn der Kategorie Weltklasse zuordnet. Sein Freistoßtor zum 3:1, schön über die Mauer und in den Winkel gezwirbelt, drückte den Deckel auf das lange schwergängige Spiel gegen Nordirland. Für ihn war das ein sichtbar befreiender Erlebnis, so wie er im Jubel davonstürmte. Und Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte, den Spielplan der englischen Premier League im Kopf: „Ich hoffe, dass er am Sonntag in Burnley trifft und für ihn in Liverpool der Knoten platzt.“

Die Wahrnehmung hierzulande ist die, dass Florian Wirtz noch nicht so recht angekommen sei bei dem Club, der die Bayern im Transferrennen ausstach und sich den deutschen Mittelfeldspieler eine dreistellige Millionensumme kosten ließ. Zwar steht er beim LFC immer in der Startformation, doch er wird meist auch ausgewechselt in der Schlussphase, während ein anderer wichtiger Neuer wie der Ex-Frankfurter Hugo Ekitike im Spiel der „Reds“ schon wie verwurzelt wirkt.

Julian Nagelsmann sieht es nicht so, dass das Spiel in der Premier League an Wirtz vorbeiliefe. „Er fällt nur nicht so auf wie in Leverkusen, wo alles auf ihn ausgerichtet war. In Liverpool hat er um sich herum noch andere Weltklassespieler, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“ Der Bundestrainer hält einen engen Draht zu Arne Slot, dem Coach des FC Liverpool. Und der habe sich sehr zufrieden mit Wirtz geäußert: „Superzufrieden sogar. Slot sagt, Flo habe sich in jedem Spiel gesteigert, er habe die besten Laufwerte der gesamten Mannschaft.“ Und in England wird gerannt auf Teufelkommraus. Zudem habe Slot Wirtz „als seinen wichtigsten Mann im Eins gegen eins“ bezeichnet. Diese Rolle sieht Nagelsmann für Wirtz auch im DFB-Team vor.

Beim 0:2 gegen die Slowakei in Bratislava konnte der Jungstar den Spielern um sich herum allerdings keinen Halt geben. In der Nachbetrachtung wurde ihm wegen eines Ballverlusts im Mittelfeld sogar eine Teilschuld am zweiten Gegentor zugerechnet. Nagelsmann nahm Wirtz bei der Analyse zur Seite, riet: „In dieser Szene lass dich fallen, denn es war ein bewusstes Foul deines Gegenspielers.“

In die Partie gegen Nordirland schickte der Bundestrainer seine wichtigste Offensivkraft mit der Vorgabe, „dass er viel probiert“. Auf den meisten Positionen waren für die Besetzung diesmal andere Gründe wichtiger als das fußballerische Vermögen, Wirtz blieb von der Einstellungsdebatte ausgeklammert. Solange mit Jamal Musiala der andere Kreativgeist fehlt, sind Wirtz‘ Freiheiten noch größer. Er ist die zentrale Figur für die noch ausstehenden vier Partien in der Qualifikation.

Sein Freistoß dann: Unberechtigt, dass es ihn gab, fand Nordirlands Trainer Michael O‘Neill. Doch die Ausführung: „Amazing.“ GÜNTER KLEIN

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