ZUM TAGE

50+1: Und jährlich grüßt das Murmeltier

von Redaktion

Die Mechanismen der Branche sind bisweilen leicht zu durchschauen. Gute zehn Tage ist das Transferfenster geschlossen, gute zehn Tage ist es her, dass die Premier League über zwei Milliarden Euro mehr in den Markt gepumpt hat als die Bundesliga – da darf die obligatorische Wortmeldung zum Thema 50+1 nicht fehlen. Diesmal geht sie von Michael Ballack aus, gewissermaßen einem Experten, weil einst in beiden Ligen erfolgreich, und lautet: „Man muss sich dem Thema Investoren öffnen, damit die Bundesliga nicht noch weiter an Boden verliert.“ So oder so ähnlich seit Jahren aktuell, mit Befürwortern und Kritikern, Tendenz: gleichauf.

Wie brennend die Dauer-Diskussion dennoch ist, hat alleine der Sonntag gezeigt. Zweieinhalb Stunden waren für die Übertragung des Jubiläums-„Doppelpass“ auf Sport1 angesetzt, mindestens eine halbe davon drehte sich um den Themenkomplex „Schere zur Premier League“. Die Frage aller Fragen liegt auf der Hand: Muss man etwas ändern, wenn inzwischen nicht mehr nur die Superstars der Bundesliga von den großen Clubs in England gelockt werden, sondern auch Aufsteiger auf der Insel mit in unserem Land nicht vorhandenen Geldscheinen wedeln? Die Antwort von Uli Hoeneß war klar und eindeutig: „Nein!“ Das mag nicht allzu modern klingen und vielleicht ein wenig verbohrt. Aber es ist der passende Weg für den Lieblingssport der Deutschen.

Hoeneß sieht die Sache realistisch

Es ist schon richtig, dass die Bundesliga seit einem Jahrzehnt die einzige der fünf europäischen Topligen ist, die sich den „Luxus“ gönnt, keine Mehrheiten in fremdes Kapital zu geben. Aber das ist auch genau der Grund, aus dem der deutsche Fußball noch so ist, wie er ist. Volle Stadien bis in die Dritte Liga, Fankurven mit eigener Identität, die Bundesliga-Konferenz als feste Institution: Es weht viel Romantik durch die Fußballrepublik – getragen von der Basis, die weiß, was sie will.

Dass die bloße Angst vor den Reaktionen nicht Argument pro 50+1 sein darf, ist klar. Es geht um viel mehr. Das hat sogar Hoeneß verstanden, obwohl er mit dem FC Bayern ja größtes Interesse an internationaler Konkurrenzfähigkeit hat. In naher Zukunft die Champions League zu gewinnen? „Wird schwer“, sagt er. Aber sich dabei im Sinne der Allgemeinheit selbst treu zu bleiben, ist vielleicht doch mehr als ein Trostpreis.

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