Monatsansicht der Haching-Aktie vom 13. August bis 10. September. © Screen
Unterhaching – Bei der SpVgg Unterhaching läuft derzeit ein Wirtschaftskrimi. Der Aktienkurs der Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA explodierte Ende der Vorwoche und stieg zwischenzeitlich um mehr als das Sechsfache des Vortageswertes (62 Cent pro Aktie) auf 3,60 Euro an (wir berichteten). In den vergangenen Tagen schwankte der Kurs erneut sehr stark in beide Richtungen und das gab selbst Manfred Schwabl Rätsel auf. „Ich kann es mir auch nicht erklären. Ich vermute, dass eine Zockerei dahinterstecken könnte, es hat sich bei uns nichts angedeutet“, so der SpVgg-Präsident und Geschäftsführer der Gesellschaft.
Dabei könnten Klein-Anleger Haching als Meme-Aktie verwendet haben. Heißt: Eine Gemeinschaft, die sich über Internet-Foren abspricht, treibt nach Vorbild von Gamestop (stieg 2021 dadurch von 20 auf 480 Dollar) den Preis in die Höhe. Das funktioniert besonders gut bei Aktien mit geringer Marktkapitalisierung – wie eben bei der SpVgg. Doch Foren-Einträge gab es dazu diesmal keine.
Spekulationen über einen möglichen neuen Sponsor kursierten in Online-Wirtschaftsportalen als möglicher Grund ebenso wie in die Höhe getriebene Kurse durch entsprechende Falschmeldungen von Spekulanten in Online-Netzwerken. „Das kann bei Aktien von Unternehmen dieser Größe ein sogenanntes Frontrunning sein“, bestätigt Finanzexperte Michael Heimrich. Der Direktor bei der TOP Vermögen AG zeichnet unabhängig von der SpVgg mögliche Szenarien für derartige Kursschwankungen. Geschürte Gerüchte über das Unternehmen über soziale Medien gehören dazu. Ebenso führt der 58-jährige Gilchinger unmittelbar ausstehende Ad-hoc-Mitteilungen der Gesellschaft zu bedeutenden Ereignissen rund um das Unternehmen an. Im Falle der SpVgg könne das möglicherweise ein nahender Spielerverkauf sein, oder aber Veränderungen rund um die Vereinsstruktur.
Ersteres ist alleine schon aufgrund der Ende August abgelaufenen Transferfrist ausgeschlossen. Hinsichtlich Veränderungen im Verein oder der Gesellschaft kommen neue Projekte im Rahmen der Kooperation mit dem FC Bayern möglicherweise für den sprunghaften Kursanstieg infrage. Als wahrscheinlich gilt, dass die FCB-Frauen das eine oder andere Heimspiel im Uhlsport Park austragen werden. Für einen vermeintlich neuen Investor könnte eine Vermietung aus wirtschaftlichen Gründen interessant sein. Und der finanziell klamme Regionalligist hätte im Rahmen des geplanten Stadionkaufs von der Gemeinde einen Geldgeber gefunden, der den Netto-Kaufpreis von 7,56 Millionen Euro laut Gutachten berappt.
Schwabl besitzt Schweigepflichten, versichert aber, dass sich derzeit nichts im Busch befindet. Auch kein unmittelbar vor dem Einstieg stehender Investor, der in den vergangenen Wochen immer mal wieder von Schwabl als Ziel in den Raum geworfen wurde. „Das kann ich ausschließen, da sind wir noch nicht so weit.“ Das Rätselraten im Hachinger Krimi geht somit ins nächste Kapitel. Nach einer zwischenzeitlichen Talfahrt am Montag ist der Kurs bis Redaktionsschluss am Mittwoch wieder sprunghaft auf 2,70 Euro gestiegen.ROBERT M. FRANK