„Ich bin kein Fan der Frauenquote“

von Redaktion

Ex-DFB-Kapitänin Popp über Führungsqualitäten und ein Angebot von Bayern

Alexandra Popp mit VW-Marketing-Chefin Christine Wolburg . © Volkswagen

Alexandra Popp weiß, wie man eine Mannschaft führt.. Als langjährige Kapitänin gab sie sowohl bei der deutschen Nationalmannschaft als auch beim VfL Wolfsburg den Ton an. Im Rahmen der IAA war die 34-Jährige auf der Bühne des Volkswagen Open Space am Odeonsplatz zu Gast und diskutierte mit VW-Marketing-Chefin Christine Wolburg zum Thema „Female Empowerment“. Im Anschluss nahm sie sich noch Zeit für ein Interview.

Frau Popp, welche Führungsqualitäten erachten Sie als wichtig?

Grundsätzlich sollte man Haltung zeigen und meinungsstark sein, auch bei kritischen Themen. Dann ist es wichtig, seiner Meinung auch standzuhalten und auch mal in die Diskussion zu gehen – und wenn es sein muss, lautstark. Man sollte sich aber bewusst sein, dass die eigene Meinung nicht immer das Richtige ist.

Sie sind also nicht konfliktscheu.

Sagen wir so: Ich bin ein emotionaler Typ. Aber natürlich habe ich über die Jahre gelernt, wo es Sinn macht, etwas deutlich anzusprechen – oder eben nicht. Bei bestimmten Themen braucht man ja auch Rückendeckung von Mitspielerinnen oder dem Trainer. Ich kann es mittlerweile schon ganz gut einschätzen, wann ich meine Gedanken sofort rausposaune oder sie lieber für mich behalte.

Was sind Ihre Gedanken zur Frauenquote?

Schwierig (überlegt). Für mich geht es darum: Wenn Leute ihre Leistung bringen – ob männlich oder weiblich – sollen die Positionen mit den fähigsten Menschen besetzt werden und haben auch da zu stehen. Natürlich weiß man aus der Vergangenheit: Wenn Mann und Frau die gleiche Leistung erbringen und die gleichen Fähigkeiten vorweisen, wird tendenziell der Mann bevorzugt. Da würde ich mir wünschen, dass es mehr Gleichstellung gibt. Aber jetzt ganz klar zu sagen: Wir brauchen eine Frauenquote – nein, da bin ich kein Fan davon!

Wie nehmen Sie die Entwicklung bei der Frauen-Mannschaft des FC Bayern wahr? Freut man sich, dass die Münchnerinnen die Liga auf eine neue Stufe heben – oder überwiegt die Rivalität?

Also erst einmal hat der VfL Wolfsburg den deutschen Frauenfußball in den vergangenen Jahren auf eine neue Stufe gebracht. Aber man muss sagen, dass wir in den vergangenen Jahren auf der Stelle getreten sind. Und das haben die Bayern dann einfach gut genutzt.

Inwiefern?

Sie haben mehr in den Frauen-Fußball investiert und das merkt man nun Schritt für Schritt. Wenn wir mit dem VfL Wolfsburg dran bleiben wollen, müssen wir nachziehen. Mit dem Eröffnungsspiel in der Allianz Arena haben sie schon mal ein Statement gesetzt. Ich bin aber gespannt, wie oft sie in der Allianz Arena spielen. Alle anderen internationalen Top-Clubs tragen die Königsklassen-Partien in den Männer-Stadien aus. International ist sowieso ein gutes Stichwort. Darauf kommt es jetzt an. National sind sie wegen ihrer Erfolgen in den vergangenen zwei Jahren gerade oben, international aber noch nicht.

Hatten Sie eigentlich mal ein Angebot aus München?

Der FC Bayern hat mal angefragt, es ist aber nicht in tiefere Gespräche gegangen. Damals waren der FC Bayern und der VfL Wolfsburg noch nicht so auf Augenhöhe wie heute.

INTERVIEW: MANUEL BONKE

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