Veränderte Optik: Yasin Ehliz. © Red Bull/City-Press
„Eishockey besteht aus Races und Battles“: Yasin Ehliz geht spritzig in die neue Saison. © Red Bull/City-Press
München – Yasin Ehliz (32) ist der DEL-Rekordtorschütze des EHC München. Der gebürtige Bad Tölzer wechselte 2018 zum Red-Bull-Club. Zuvor hatte er acht Jahre für die Nürnberg Ice Tigers gespielt.
Yasin, spontanes Rätsel: In die wievielte DEL-Saison gehen Sie?
Die fünfzehnte?
Es wird die sechzehnte.
Eine lange Zeit. Am Anfang in Nürnberg habe ich noch mit Rob Leask gespielt, der jetzt in München unser Co-Trainer ist. Er ist 22 Jahre älter als ich. Ganz witzig, das in Gesprächen rauszuholen.
Nun sind Sie selbst ein Routinier, der viel erlebt hat. Wie läuft‘s mit dem stark veränderten Münchner Team?
Wir hatten richtig gute Meetings, wir hatten immer einen Plan, konnten ihn nicht in jedem Vorbereitungsspiel zu hundert Prozent umsetzen, aber gefühlt sind wir von Spiel zu Spiel näher rangekommen. Ziel muss sein, dass wir unseren Plan über sechzig Minuten durchziehen und das an jedem Spieltag. Wir brauchen noch Zeit und werden das auch hinkriegen. Momentan können wir aber noch nicht sagen, dass wir superready sind.
Wird der EHC wieder ein Spitzenteam?
Das Potenzial ist vorhanden, es kommt auf uns an, ob wir es schaffen, jeden Spieltag diszipliniert das zu zeigen, was wir vorhaben. Wenn wir anfangen, was anderes zu machen, kommen wir in ein Kuddelmuddel rein, und es wird wieder eine Katastrophensaison.
Dieser Sommer war ganz anders mit den Trainingsmöglichkeiten im SAP Garden und etlichen Zugängen.
Wir hatten hier den Luxus, aufs Eis gehen zu können. Dann haben wir einen neuen Namen nach dem anderen gehört. So einen wie Gabriel Fontaine aus Berlin zu bekommen, das ist schon gut, denn gegen uns war der immer unangenehm. Ein Spieler, der unter die Haut geht, den hast du lieber in der eigenen Mannschaft. Das Eishockey heutzutage besteht nur noch aus Races und Battles, dafür sind wir gut aufgestellt.
Das Spiel hat sich in Ihrer Zeit schon massiv verändert, oder?
Es ist auf jeden Fall schneller geworden. Man kann noch so viel über Taktik sprechen und Meetings abhalten, am Ende musst du schneller an der Scheibe sein als dein Gegner. Dann hast du mehr Chancen, ein Tor zu schießen.
Können Sie Ihre athletischen Werte eigentlich immer noch steigern?.
Ich habe vieles ausprobiert, seit ich professionell Eishockey spiele: Thaiboxen, Crossfit, das Münchner Programm sowieso. Bei unserem Spielstil braucht man auf alle Fälle Ausdauer. Dann musst du die Kraft und die Spritzigkeit dazubekommen. Kannst du die drei kombinieren, bist du gut dabei.
Sie gehörten immer einer der Scoring-Reihen an. Bleiben Sie ein so genannter „Top-Six-Stürmer“?
Ich hoffe, dass, übertrieben gesagt, jeder von uns 20 Tore schießt. Denn wir haben einen Riesenkader, jeder ist glücklich, wenn er Tore schießt, und wenn wir Tore schießen, gewinnen wir. Ich arbeite an dem, was ich machen kann, der Trainer entscheidet dann. Klar will ich vorne mitspielen und in der Nationalmannschaft sein.
Im Februar sind die Olympischen Spiele. Nach 2018 und 22 ein drittes Mal aufzulaufen, wäre die Erfüllung, oder?
Voll. Das ist eines der Ziele diese Saison. Ich habe die letzten Jahre oft international gespielt, der Bundestrainer weiß, was er von mir bekommen kann.
Es wird das bestbesetzte Turnier sein, das es je gab, weil die NHL nach zwölf Jahren Pause wieder teilnimmt. Für Sie ein besonderer Anreiz, sich auf dieser Bühne zu präsentieren, nachdem Sie Ihren Anlauf auf die NHL 2018 schnell abgebrochen haben?
Es ist immer das Geilste, gegen die Superstars der Welt zu spielen. Das Gefühl zu erleben, mit ihnen auf dem Eis zu stehen, zu sehen, was sie in Action alles machen. Das sieht man auf dem Eis noch viel besser als im Fernsehen.
Sie hatten 2018 nach Olympia-Silber bei den Calgary Flames unterschrieben, landeten aber im Farmteam Stockton Heat. Cheftrainer der Flames war Bill Peters, der jetzt Coach in Augsburg ist, bei Ihrem Gegner kommende DEL-Woche. Hatten Sie vor sieben Jahren mit ihm zu tun?
Es gab gar keinen Kontakt. Die NHL-Mannschaft ist für zweieinhalb Wochen nach China gereist, und als sie zurückkam, wurde ich nach unten geschickt. Bill Peters habe ich gar nicht gesehen. Aber ich kann ihn nun ja mal fragen, was los war damals, ob er sich nicht erinnern kann… (lacht). Natürlich Schmarren!
In die neue Saison gehen Sie mit neuer Frisur. Die schwarzen Locken sind weg. Hintergrund?
Da oben wird‘s dünn, drum habe ich alles abrasiert. Aber ob lang oder kurz, das spielt keine Rolle.
Ist ja ein Helmsport.
Eben.
INTERVIEW: GÜNTER KLEIN