Präsidial: Steinmeier mit MVP Schröder. © AFP
Der Alleskönner aus Belgrad: Isaac Bonga. © sampics
Der Aufsteiger des Finals: Tristan da Silva gehörte auf beiden Seiten des Feldes zu den besten Deutschen. © Ivuskans/AFP
Konfetti für die Allergrößten: Zwiemlich genau zwei Jahre nach dem WM-Triumph von Manila holten die deutschen Basketballer auch den EM-Pokal. © Grits/dpa
Riga – Und wieder gehörte der goldene Moment Dennis, dem Großen. Im wichtigsten Moment der ganzen Europameisterschaft, mit der Führung im Rücken und Gold voraus, versenkte er den entscheidenden Wurf, legte zwei Freiwürfe zum 88:83 über die Türkei nach. Es war die große Analogie zum Finale der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren – und es war nur richtig, dass der prägende Spieler der deutschen Generation auch diesen Titel eintütete. Und sich selbst zum MVP aufschwang.
Dieses Finale war ein beispielloser Thriller. Und ein Gefecht der Gegensätze. Die großen legten sich mit den schnellen Jungs an. In beinahe jedem Angriff vertrauten die Teams der Seele ihres Erfolgs. Die Türken haben Alperen Sengun. In diesem Sommer ist der Türke, der seine NBA-Millionen in Houston verdient, in das Pantheon der Weltstars eingezogen, nachdem er erst eben jenen Jokic und dann Griechenlands Gott Giannis Antetokounmpo bezwang. Sengun sortiert alles auf dem Feld, er trugt die Türken durch eine Phase, in der sie kurz wie ein Reh im Scheinwerferlicht wirkten. Das kann einem schon passieren bei der ersten Finalteilnahme.
Die Deutschen haben diese Schlachten längst geschlagen, die Narben und Niederlagen ertragen. Einen Stolperstart – 2:13 nach wenigen Minuten – wischten sie sie mühelos weg. Franz Wagner, eine der Zwillingssonnen des deutschen Systems, zeigte, dass er nur unwesentlich unterhalb von Sengun in der Hackordnung einzuordnen ist. Beide Stars hatten schon zur Halbzeit je 15 Punkte gezielt. Die Vorteile des DBB-Teams in Sachen Tempo waren so eklatant, dass es beide Coaches ab Viertel zwei auf eine offene Feldschlacht ankommen ließen. Während Deutschland sich noch kleiner und flinker aufstellte, setzen die Türken alles auf Kilos und Zentimeter.
Das Level in diesen 40 Minuten war mit nichts bei dieser EM zu vergleichen. Beide Trainer fanden jedes noch so kleine Leck, molken ihre Stars bis zur Erschöpfung. Man wollte am liebsten beiden die Goldmedaille in die Hand drücken. Aber es brauchte einen Sieger. Die größten Spiele entscheiden nicht alleine die Besten. Gesucht waren also die Helden des Umstands. Bei den Türken hämmerte Adem Bona, dieser Berg von Muskeln aus der NBA, immer wieder auf Deutschlands große wunde Stelle unter dem Korb ein. Kollege Cedi Osman traf die Dreier traumwandlerisch sicher.
Auf deutscher Seite reichten Andreas Obst und Tristan da Silva ihre Bewerbungen ein mit einer Reihe an Würfen, die an einem gewöhnlichen Tag niemand zu sehen bekommt. Isaac Bonga, dieser Alleskönner, wurde als bester Spieler der Partie geehrt. Das Schicksal wollte es aber, dass die Freunde aus Jugendtagen in Braunschweig, Schröder und Daniel Theis, dieses Spiel für die Ewigkeit veredelten. Schröder traf. Theis stoppte im wichtigsten Moment den türkischen Tiger Sengun. Am Ende, bevor Konfetti, Sekt und Tränen Riga bedeckten, lagen sich die Zwei in den Armen – und ließen sich nicht mehr los. ANDREAS MAYR