Servus, wir sind die Neuen!

von Redaktion

Pafos, Almaty & Co. – Diese Exoten spielen heuer in der Champions League

Kleine Sensation: Qairat Almaty. © Sariyev/dpa

Royale Saint-Gilloise aus Belgien. © IMAGO

Vom Polarkreis auf die große Fußballbühne: Bodö/Glimt aus Norwegen hat sich erstmals für die Königsklasse qualifiziert. © IMAGO

München – Frischer Wind in der Champions League! Neben Schwergewichten wie Real, Bayern oder Manchester City mischen in dieser Saison gleich fünf spannende Außenseiter mit: Pafos FC aus Zypern, Royale Saint-Gilloise aus Belgien, Qairat Almaty aus Kasachstan, Qarabag Agdam aus Aserbaidschan und Bodö/Glimt aus Norwegen. Unsere Zeitung stellt die Exoten vor.

■ Pafos FC

Endlich mal wieder ein neues Reiseziel für Bayern-Fans! Nach den längst ausgetretenen Pfaden nach Paris, London und Madrid darf das Bayern-Navi nun auf Zypern eingestellt werden. Am 30. September geht es auf die sonnige Insel im Mittelmeer. Da das heimische Stadion des FC Pafos allerdings weniger als 10 000 Plätze bietet, wird die Partie gegen die Bayern ins 69 Kilometer entfernte Limassol verlegt. Der Club selbst ist ein echter Newcomer: Erst 2014 gegründet, ging es stetig nach oben. 2024 holte man den ersten Titel mit dem Pokalsieg, in dieser Saison folgte die erstmalige Meisterschaft. Hinter dem Aufstieg steckt ein Investorenduo. Der in Ungarn geborene Russe Roman Dubov (inzwischen britischer Staatsbürger) und Sergey Lomakin, Eigentümer einer der größten russischen Discounterketten, übernahmen den Club 2017. Das Pafos-Debüt in der Königsklasse steigt am Mittwoch (18.45 Uhr) in Piräus.

■ Union Royale Saint-Gilloise

Auch die belgische Hauptstadt Brüssel ist in dieser Saison in der Königsklasse vertreten. Die Union Royale Saint-Gilloise (USG) wurde 1897 gegründet und zählt zu den ältesten Vereinen Belgiens. Bis 1935 feierte USG stolze elf Meistertitel. Danach folgte jedoch der tiefe Fall – bis hinunter in die vierte Liga. Erst 2021 gelang die Rückkehr ins Oberhaus. Auch bei den Belgiern hat ein Investor seine Finger im Spiel: Tony Bloom. Der ehemalige Profi-Pokerspieler ist auch Besitzer von Brighton & Hove Albion in der Premier League und kaufte Union 2018. Bloom ist studierter Mathematiker. Ein Freund soll ihm den Spitznamen „Lizard“ („Echse“) verpasst haben, weil in seinen Adern Alligatoren-Blut fließe. Darauf aufbauend gründete Bloom einst die Datenfirma „Starlizard“. Was das mit Fußball zu tun hat? Die Ablegerfirma Jamestown Analytics ermittelt mithilfe mathematischer Berechnungen bestimmte Spielerprofile und erleichtert so das Scouting von potenziellen Transferzielen. Beispiele gibt es inzwischen genug. Deniz Undav und Victor Boniface kamen auf diesem Wege kostengünstig zur USG und schossen anschließend durch die Decke. Den Ansatz behielten die Belgier bei. 2025 krönte sich der Club schließlich nach 90 (!) Jahren Wartezeit wieder zum belgischen Meister – und feiert am heutigen Dienstag (18.45 Uhr) bei der PSV Eindhoven sein Debüt auf der größten Fußballbühne Europas.

■ Qairat Almaty

Wenn Qairat Almaty zu seiner Champions-League-Reise bei Sporting Lissabon (Donnerstag, 18.45 Uhr) aufbricht, fällt ein Rekord. Satte 6908 Kilometer Luftlinie liegen zwischen der kasachischen Stadt und der portugiesischen Metropole – nie war die Distanz zwischen zwei Teams, die in der Königsklasse aufeinandertreffen, größer. Zur Einordnung: Von Frankfurt am Main nach New York in die USA beträgt die Luftlinie 6202 Kilometer. Almaty ist erstmals in der Champions League dabei, die Stadt liegt ganz im Osten Kasachstans. Bis nach China sind es vom dortigen Zentralstadion nur 300 Kilometer. Damit sind die Reisestrapazen für alle Gegner Almatys immens.

■ Qarabag Agdam

In irgendeiner Schublade müssten sie verstaubt noch liegen, die Anreisepläne von Eintracht Frankfurt nach Aserbaidschan. Denn nach 2013 (damals Europa-League-Playoffs) kommen die Hessen erneut in den Genuss eines Auswärtsspiels bei Qarabag Agdam. Und das am 21. Januar, wenn in Baku eine Durchschnittstemperatur von vier Grad Celsius herrscht – Fußballherz, was willst Du mehr? Dass die Mannschaft seit 1993 in Baku und nicht mehr in Agdam beheimatet ist, hat einen ernsten Hintergrund. Infolge des Bergkarabachkonflikts zwischen Aaserbaidschan und Armenien wurde Agdam zur Geisterstadt. Finanzielle Unterstützung erhält Qarabag direkt von höchster Stelle, nämlich der Regierung Aserbaidschans. Agdam durfte als einziger Club in dieser Liste bereits Champions-League-Luft schnuppern – 2017/18 war nach der Vorrunde Schluss.

■ FK Bodö/Glimt

Schon im Mai berichtete unsere Zeitung über das Wunder vom Polarkreis. Der FK Glimt aus dem 40 000-Einwohner-Städtchen Bodö kämpfte damals um den Einzug ins Endspiel der Europa League, scheiterte aber am späteren Sieger Tottenham. Ein paar Monate später setzten die Norweger dennoch einen drauf, indem sie in der Qualifikation zur Champions League Sturm Graz aus Österreich ausschalteten und nun erstmals die Ligaphase erreichten. Clubs wie Manchester City, AS Monaco und Juventus Turin müssen sich bei Auswärtsreisen warm anziehen. Gespielt wird wegen der oft arktischen Kälte auf Kunstrasen. Vor Spielen kann es schon mal vorkommen, dass der Platz noch per Schaufel vom Schnee befreit werden muss. Aus Sicht der „gelben Horde“, wie sich die Fans des Clubs nennen, sicherlich ein Highlight: das Auswärtsspiel vor der „gelben Wand“ am 10. Dezember in Dortmund. JOHANNES OHR, MARCO B. UCLES

Artikel 6 von 11