ZUM TAGE

Spannender Start, wenig Aussagekraft

von Redaktion

Der „typische BVB“

Das Phänomen, das Borussia Dortmund am Dienstagabend heimgesucht hat, ist nicht neu, im Gegenteil! Und in all die gängigen „unreifer BVB“, „zu naiv“ und „typisch Dortmund“ Schimpftiraden sei doch auch der Zwischenruf erlaubt: Vielleicht ist es gar nicht schlecht, schon im September betroffen zu sein. Kurz in der Geschichtskiste gekramt, da ist man schnell im Mai 1999 und am Spielort Barcelona. Jeder weiß: Der FC Bayern hatte die Finger schon am Henkelpott, als Manchester United in der Nachspielzeit gleich doppelt zuschlug. Mit Blick auf die „Mutter aller Niederlagen“ ist doch so ein 4:4 im ersten Spiel der Liga-Phase, naja, zu verschmerzen, oder?!

Natürlich, es hätten zum Start in die Saison auch drei Punkte sein können, und logisch ist es auch, dass sich ein Unentschieden nicht gut anfühlt, wenn man nach 90 Minuten mit einem Zwei-Tore-Puffer da steht. Aber man darf nicht vergessen, dass diese Woche gerade Mal 18 der 167 (!) Partien auf dem Plan stehen, die die Champions-League-Saison mit sich bringt. Wer im Finale von Budapest stehen will, hat im besten Fall 15, im blödesten 17 davon zu absolvieren. So eine gefühlte Pleite zum Start könnte auf dem Weg dorthin auch einen positiven Effekt haben.

Wenn ein Wettbewerb sich über neun Monate zieht, ist ein Start-Ziel-Sieg eher unwahrscheinlich, zumal das im vergangenen Jahr eingeführte Liga-System für jedes Team Spiele auf höchstem Niveau parat hält. Bestes Beispiel dafür: Vorjahressieger Paris Saint-Germain. Die Vorrundenbilanz, die das heuer gejagte Team von Luis Enrique hingelegt hat, liest sich wahrlich nicht gerade wie die einer Über-Mannschaft. Drei Niederlagen und ein Unentschieden aus acht Spielen, der Umweg über die Playoffs: Erst, als der Wettbewerb wirklich Fahrt aufnahm, war auch PSG da. Bis zum eindrucksvollen 5:0 im Finale von München gegen das bemitleidenswerte Inter.

Das Rüstzeug für Champions wurde auf dem Weg gefunden, so plump es klingt: Da ist etwas zusammengewachsen. Das soll nicht heißen, dass der BVB sich im Laufe der Saison zwangsläufig um Favoriten mausern wird. Sondern, dass alles, was bis zum Jahreswechsel passiert, nicht für Prognosen, Favoriten- und Flop-Tipps taugt. Auch davon können wiederum die Bayern ein Lied singen. Bis zum vergangenen Jahr nämlich waren sie 40 Gruppenspiele hintereinander in der Königsklasse ungeschlagen. Der letzte Titel allerdings ist von 2020 verzeichnet.

Artikel 1 von 11