Gute Liga – aber nicht für die Jungen

von Redaktion

Das deutsche Eishockey: Weltklassespieler trotz eines Strukturproblems

München – Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL), kann mit den Zahlen und Daten protzen. Mit einem Schnitt von 7781 Zuschauenden und einer Auslastung von 90,1 Prozent (in den Playoffs sogar 96) stellte die 14 Clubs starke DEL alle anderen deutschen Hallenmannschaftssportarten in den Schatten. Und noch ein Plus: „Wir haben die meisten deutschen Spieler.“ Ihr Anteil liegt bei über 50 Prozent. Das Gentlemen‘s Agreement der Vereine, sich pro Partie auf neun Importspieler zu beschränken, hält seit Jahren.

■ Hat das deutsche Eishockey Star-Appeal?

Absolut. Leon Draisaitl (29/Edmonton Oilers) steht, so Ex-Bundestrainer Marco Sturm, über allen anderen deutschen Teamsportlern: „Im Fußball haben wir keinen, der so gut ist wie Leon im Eishockey“. Durch Moritz Seider (24/Detroit), Tim Stützle (23/Ottawa) und John-Jason Peterka (23/Utah) ist Deutschland mit drei weiteren Weltklassespielern in der NHL vertreten. Nico Sturm (30/Minnesota) ist ein geschätzter Facharbeiter, der schon zweimal den Stanley Cup gewann. Bei Olympia 2026 wird man sie erstmals zusammen im Nationalteam sehen, weil die NHL ein Best-on-Best-Turnier ermöglicht. Was das Eishockey vom Basketball unterscheidet: Die WM (bei den Puckjägern jährlich) überschneidet sich mit den NHL-Playoffs, Leon Draisaitls letztes Länderspiel war daher 2019. Die größten Erfolge des Nationalteams (Olympia-Silber 2018, WM-Silber 2023) gelangen sogar ohne den Superstar.

■ Wo liegen die Probleme?

Die deutschen NHL-Erfolgsgeschichten sind mehr das Resultat privater Initiativen als aus der Struktur geboren – wenngleich diese sich seit 2014 durch das Konzept „Powerplay 26“ verbesserte. Als problematisch gilt der Übergang vom Junioren- ins Erwachseneneishockey. Deswegen ist es für Spieler zwischen 16 und 20 eine Option, in einer kanadischen oder US-amerikanischen Nachwuchsliga zu spielen. in der der Kalender dicht, das Niveau hoch und der Wettbewerb hart ist. Derzeit spielt die halbe U20-Nationalmannschaft „drüben“. Das auffälligste Talent, der 16-jährige Max Penkin, schnuppert hingegen bei den DEL-Profis der Adler Mannheim rein – bei seinem Debüt am Sonntag durfte er aber nur 25 Sekunden aufs Eis. Das hilft definitiv nicht. Die Liga räumt Spielern unter 23 einen gewissen Schutz ein – die Regelung erntet jedoch auch Kritik: Sie macht bequem. Die Trainer der DEL stammen überwiegend aus Nordamerika (10), einziger deutscher Head Coach ist Alex Sulzer in Bremerhaven. Und noch ein Manko: Mangel an Eisflächen und somit Eiszeiten. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) will gegensteuern, informiert Kommunen über preisgünstige Baumodelle.GÜNTER KLEIN

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