Vierfach-Sprung in den Olymp?

von Redaktion

Eiskunstläufer Gartung will Quotenplatz sichern – Fraglich, ob er starten dürfte

Genrikh Gartung gewann im August Bronze beim Junior-Grand-Prix. © DEU/Flade

Olympia 2026 naht, die fünf Ringe ziehen sich langsam zusammen. Jetzt geht es um die Wurst, genauer gesagt: um Startplätze. Auch im Eiskunstlauf. Und obgleich Deutschland in den letzten Jahren nicht mit Einzelläufern geglänzt hat, gibt es jetzt eine Chance: Der 17-jährige Oberstdorfer Genrikh Gartung startet am Wochenende beim Qualifying-Event in Peking. Hier werden die letzten Starplätze vergeben. Bei den Herren sind das fünf, und der Junior Gartung gehört zu den Favoriten. Sein Trumpf: Er setzt bildschöne Vierfachsprünge. „Und deutsche Läufer, die im Wettkampf sicher vierfach springen, gab es bisher selten“, sagt sein Trainer Niko Ulanovsky.

Gartung, Russe und Nachfahre von Wolga-Deutschen, trainiert seit 2022 bei Ulanovsky und Ria Schiffner in Oberstdorf. Er und Ulanovsky kennen sich schon seit Gartung ein Kind war und beide beim Trainingscamp in Estland. „Als Genrikh im Ällgäu ankam, konnte er noch keine Vierfachen“, erzählt der Trainer, „das haben wir hart erarbeitet. Jetzt steht er Lutz, Flip, Toeloop und Salchow.“ Wie seine Sprungkünste aussehen, zeigte Gartung eindrucksvoll beim Junior Grand Prix in Riga Ende August: Hier machte er wie schon letzte Saison die Jury mit einer perfekten Kombination aus Vierfach-Lutz und Dreifach-Toeloop auf sich aufmerksam. Zuletzt gewann er Bronze in einem Feld von 23 Bewerbern.

Überhaupt sei der Lutz sein Lieblingssprung, weiß man in der Deutschen Eislauf-Union DEU. Den und seine anderen Sprünge und Pirouetten trainiere Genrikh jetzt ganz intensiv, um sich auf Peking vorzubereiten. Interviews gebe es deshalb derzeit nicht. „Unser Choreograf Joti Polizoakis ist extra aus Berlin gekommen“, so Ulanovsky, „um die Programme zu verschönern. In beiden, Kür und Kurzprogramm, gab es einiges zu feilen.“

Schafft Gartung es im Qualifikations-Wettkampf auf Platz fünf oder höher, hat Deutschland einen Olympia-Kandidaten im Herren-Einzellauf zu küren. Ob das dann auch Gartung wird, ist noch nicht sicher. Denn dafür braucht er die deutsche Staatsbürgerschaft, und die müsste er erst erwerben. Unter anderem mit einem Sprachtest. Man erinnere sich: Der Franzose Bruno Massot, Partner im Olympiasieger-Paarlauf-Duo mit Aljona Savchenko, bestand die Prüfung 2018 in letzter Sekunde mit Müh und Not… Die endgültige Entscheidung fällt laut DEU Ende Dezember bei den Deutschen Meisterschaften, die Nominierung erfolgt im Januar.

Bei den Damen kann Deutschland niemanden ins Rennen schicken. Bei den Paaren starten Minerva Hase und Nikita Volodin, der die deutsche Staatsbürgerschaft kürzlich erwarb, sowie Annika Hocke und Robert Kunkel. Im Eistanz dürfen Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan nach Mailand.ISABEL WINKLBAUER

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