Vierkampf um Gold: Am Ende ist Noah Lyles der Schnellste. Landsmann Kenneth Bednarek wird Zweiter. © Samad/AFP
„Superstolz“ auf Platz sechs: Emil Agyekum blieb im Finale über 400 Meter Hürden erneut unter der 48-Sekunden-Marke. Der norwegische Weltrekordler Karsten Warholm lag nur knapp vor dem Deutschen. © Papenfuss/Eibner-PresseFoto
Tokio – Emil Agyekum mischte bei der großen Hürdenshow von Tokio munter mit, schnupperte sogar an Weltrekordler Karsten Warholm und sorgte an einem spektakulären Sprintertag bei der Leichtathletik-WM auch ohne Medaille für ein deutsches Highlight. „Ich weiß selbst noch nicht ganz, was das bedeutet. Ich habe ein neues Level erreicht“, sagte Agyekum nach seinem sechsten Platz, bei dem er wie schon im Halbfinale (47,83) in 47,98 unter der magischen 48-Sekunden-Marke blieb – das war vor ihm als einzigem Deutschen dem großen Harald Schmid gelungen, dessen Landesrekord seit 1982 bei 47,48 steht.
„Ich habe mein Bestes gegeben und bin superstolz“, sagte Agyekum (26), der damit den deutschen WM-Endspurt einläutete: An den beiden Schlusstagen kann das DLV-Team seine bislang solide Bilanz mit drei Medaillen noch aufhübschen.
Beinahe hätte es für Agyekum sogar zu Platz fünf gereicht, weil der neue Weltmeister Rai Benjamin (46,52) zunächst disqualifiziert wurde. Der US-Amerikaner war an der letzten Hürde gestrauchelt, ein Regelverstoß stand dabei im Raum. Letztlich durfte Olympiasieger Benjamin aber über seinen ersten WM-Einzeltitel jubeln, Silber ging an Alison dos Santos (Brasilien/46,84), Bronze an Abderrahman Samba (Katar/47,06). Titelverteidiger Warholm (Norwegen) rettete sich vor Agyekum als Fünfter (47,58) ins Ziel.
Bei den Frauen war die Niederländerin Femke Bol in Abwesenheit von Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone, die in Tokio die „flachen“ 400 m dominierte, in 51,54 Sekunden nicht zu schlagen.
Eine Medaille war von Agyekum keinesfalls erwartet worden, die könnten am Samstag und Sonntag aber andere liefern. Mit dreimal Silber durch Weitspringerin Malaika Mihambo, Marathonläufer Amanal Petros und Hammerwerfer Merlin Hummel hat das DLV-Team zwar schon mehr Medaillen gesammelt als bei den gruseligen Weltmeisterschaften 2022 in Eugene (zwei) und 2023 in Budapest (keine) zusammen.
Das bislang letzte überzeugende Ergebnis 2019 in Doha (zweimal Gold, viermal Bronze) liegt aber noch ein Stück entfernt – auch weil ein klarer Favorit wie Speerwerfer Julian Weber (Platz fünf) enttäuschte. Einige Medaillenchancen bietet das Schlusswochenende noch. Im Zehnkampf, ohnehin eine Wundertüte, wollen der deutsche Rekordhalter Leo Neugebauer und Doha-Weltmeister Niklas Kaul vorne mitmischen. „Es wird witzig werden“, sagt der Olympiazweite Neugebauer, der nach Platz zehn in Eugene und Rang fünf in Budapest seine erste WM-Medaille holen könnte. Auch Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye, sie zählt nach ihrem Olympia-Gold 2024 zum Kreis der Podestkandidatinnen, hat noch Chancen auf Edelmetall.
Mittendrin in ihrem Mehrkampf sind bereits die Siebenkämpferinnen. Während WM-Debütantin Sandrina Sprengel nach vier Disziplinen als gute Neunte übernachtete, erlebte Teamkollegin Vanessa Grimm ein Drama: Nach den 100 Meter Hürden blieb sie vor allem im Hochsprung und im Kugelstoßen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Über die 200 Meter trat die 28-Jährige dann nicht mehr an. „Sie hat Probleme am Fuß, an der Achillessehne – schon von der ersten Disziplin an – und hat sich dann trotzdem durchgekämpft bis zum Kugelstoßen“, sagte Sprengel.SID