Der größte Trainer, den wir je hatten

von Redaktion

Niki Pilic im Alter von 86 Jahren verstorben – Ex-Spieler Steeb verneigt sich

Niki Pilic mit Michael Stich und Boris Becker – er brachte die beiden Streithanseln zum Olympiasieg.

Dreimal gewann Nikola Pilic mit Deutschland als Trainer den Davis Cup. © Imago

1975 spielte er in Wimbledon. © Imago

24 Grand-Slam-Titel: Pilic trainierte in München Novak Djokovic. © Imago

Ein ganzes Leben auf dem Tennisplatz: Niki Pilic in seiner Akademie im kroatischen Opatja als Trainer. © Juergen Hasenkopf

Hamburg – Nikola Pilic tigerte zwischen den Hotelzimmern hin und her. Von Boris Becker zu Michael Stich, von Michael Stich zurück zu Boris Becker – alles, um die beiden Streithähne doch noch irgendwie zusammenzuschweißen für ihre Gold-Mission im Doppel bei den Olympischen Spielen 1992. „Ich musste viel lügen“, sagte er der Süddeutschen Zeitung einst über sein schwieriges Unterfangen in Barcelona – doch letztlich hatte er Erfolg. Wie so oft.

Am Montag nun verstarb der Mann, den alle eigentlich immer nur „Niki“ nannten, in seiner Heimat Kroatien im Alter von 86 Jahren. Die Sportwelt trauert seither um einen der erfolgreichsten Davis-Cup-Trainer, einen Menschenfänger und einen unermüdlichen Förderer der größten Namen im Tennis.

„Er war für mich eine wertvolle Respektsperson, ein sehr geschätzter Mensch“, sagte Carl-Uwe Steeb, dreimal mit Pilic Davis-Cup-Sieger. Mit Pilic verliere das deutsche Tennis „den größten Trainer, den wir je hatten, und ich persönlich einen sehr guten Freund“.

So erfolgreich wie mit dem stets höflich-reservierten Pilic ist eine deutsche Davis-Cup-Mannschaft vorher und nachher nie gewesen. Gleich dreimal feierte er als Teamchef den Titel – und das mit seinem minimalistischen Stil. „Geh raus, mach‘ Break“, pflegte er schon mal zu sagen und nicht nur Boris Becker wusste dann, was zu tun war.

Beim „Wunder von Göteborg“ 1988 und 1989 in Stuttgart – jeweils gegen Schweden – war Becker der Kopf der deutschen Mannschaft, 1993 in Düsseldorf gegen Australien führte Stich das Team an. Darüber hinaus triumphierte Pilic 2005 als Teamchef mit Kroatien und saß 2010 beim Davis-Cup-Sieg der Serben als Berater in der Box. Und dann hatte er eben auch noch am Doppel-Gold von Barcelona seinen Anteil.

1997 wurde er von Becker dennoch regelrecht als Teamchef gestürzt, was ihn jedoch nicht davon abhielt, dem Deutschen Tennis Bund (DTB) lange die Treue zu halten. Bis zum Jahr 2017 fungierte er als Berater, dann verabschiedete er sich voller Hochachtung. „Sein Vermächtnis wird im deutschen Tennis weiterleben“, sagte DTB-Präsident Dietloff von Arnim am Dienstag.

Vor seinem Abschied hatte Pilic längst für andere Glanzlichter gesorgt. Der Coach, der in seiner Spielerkarriere bis auf Rang sechs der Weltrangliste vorgestoßen war und bei den French Open 1973 das Finale erreicht hatte, galt als großer Förderer des Grand-Slam-Rekordsiegers Novak Djokovic aus Serbien. Als Teenager trainierte Djokovic viereinhalb Jahre in dessen Akademie in München, später bezeichnete er Pilic voller Respekt als „Tennisvater und Mentor“. „Niki“ habe eine „großartige Karriere“ gehabt und eine „wichtige Rolle“ in Djokovics Leben gespielt, schwärmte der Serbe am Rande einer Filmpräsentation (“Niki Pilic – Die Legende“) einmal.

Sich selbst stellte Pilic nie in den Vordergrund, er überließ die große Bühne immer seinen Spielern. Seine größte Gabe war es, unterschiedlichste Charaktere zu einer Mannschaft zu formen, sie bei Laune zu halten, individuelle Macken mit einem feinen Lächeln zu dulden und so einen ganz speziellen Teamgeist zu kreieren.

So wie als Berater des serbischen Teams, bei dem der Kroate nur deshalb nicht offiziell Teamchef war, weil er nicht den „richtigen“ Pass hatte. „Du hast zwei brüderliche Nationen vereint, die aber schwierige Zeiten durchgemacht haben“, lobte Djokovic mit Blick auf den Davis-Cup-Sieg.SID

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