Zu viele Abwehr-Ausrutscher

von Redaktion

EHC: 3,75 Gegentore pro Spiel nicht titelverdächtig – Trainerstelle für Butcher

Fehlt‘s am Schliff? Ville Pokka patzte bei der EHC-Niederlage in Straubing. © Red Bull/City-Press

München – Die Fans feierten am Freitag im SAP Garden, denn wenige Minuten vor Schluss war dem EHC Red Bull München der Sieg nicht mehr zu nehmen. Trainer Oliver David indes ärgerte sich, dass aus dem 5:1 im Derby gegen Augsburg noch ein 6:3 wurde. „Da haben wir einiges aus der Hand gegeben. Zwei Gegentore in den letzten fünf Minuten (es waren sogar nur gut drei, d. Red.) – das kann auch schwierig werden.“ Die Gefühlslage des Kaliforniers: „A little bit bittersweet.“

Als hätte er es geahnt: Defensiv scheint dem Team die angestrebte Erneuerung nicht zu gelingen. Bei den Straubing Tigers setzte es am Sonntag eine schmerzliche 2:6-Niederlage. Die Abwehrarbeit war komplett unzureichend. Vier Mann flankierten den Straubinger Elis Hede, als dieser den Puck durch die Beine von EHC-Torhüter Mathias Niederberger ins Netz setzen durfte (das 1:3), einen klassischen Reifenplatzer leistete sich der kürzlich verpflichtete finnische Olympiasieger und Weltmeister Ville Pokka mit einem Puckverlust im Aufbau, woraus ein erfolgreicher Konter der Tigers resultierte (das 2:4). Bei den weiteren beiden Einschlägen zeigte der EHC keine Wehrhaftigkeit. „Wir haben vor unserem Tor nicht gut genug aufgeräumt, waren zu weit weg von den Männern“, ging Fabio Wagner, einer der Verteidiger, in die Fehleranalyse.

Nach vier Spieltagen in der DEL haben lediglich fünf Teams mehr Gegentreffer kassiert als München. 15 Tore in vier Spielen, das ergibt einen Schnitt von 3,75 – um die Meisterschaft spielt man damit nicht. Woran liegt‘s, dass der EHC hier keine Steigerung zu den Vorjahren erkennen lässt?

Torhüter Mathias Niederberger ist nicht in der Form, die bei ihm Standard sein müsste. 85,58 Prozent sind eine schwache Fangquote, Platz 18 in der DEL-Statistik, die Kategorie „Torhüterwerte über Ligaschnitt“ (ein Tool für Freaks) weist aus, dass der Nationalkeeper bislang drei Tore mehr eingesteckt hat, als die Spielsituation es hergegeben hätte. Kommt es am Donnerstag in Ingolstadt zum Wechsel? Oliver David hat gefallen, dass Simon Wolf, die junge Nummer zwei, „alle Vorbereitungsspiele gewonnen hat“.

Die Abwehr wirkt noch nicht homogen. Sie wurde allerdings auch umstrukturiert. Vom früheren Stamm sind nur noch Kony Abeltshauser und Maxi Daubner da – die Oliver David auch je einmal herausrotierte. Fünf Verteidiger sind neu: Ryan Murphy, wie der Trainer aus Salzburg transferiert, soll den offensiven Output unterstützen. Mit 21 Minuten durchschnittlicher Eiszeit stellt David ihn klar über die anderen. Der als Aufräumer verpflichtete Dillon Heatherington kommt frisch aus Nordamerika, auch Phillip Sinn (Salzburg) und Ville Pokka (hatte keine richtige Saisonvorbereitung) sind neu in der DEL. Den Amerikaner Les Lancaster haben die Münchner noch nicht einmal lizenziert.

Eine einvernehmliche Lösung haben sie mit Will Butcher gefunden, dem US-Verteidiger, der nach dem Ergebnis der medizinischen Eingangsuntersuchung für nicht sporttauglich befunden wurde. Sie beschäftigen ihn als Development Coach (ähnlich wie 2024/25 den langzeitverletzten Ben Smith). Bei fortgesetzter Krankschreibung hätte Butcher ab der siebten Woche nicht mehr das Gehalt des Clubs, sondern das geringere Krankengeld der Kasse bekommen.GÜNTER KLEIN

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