Eher seltener Moment: Rummenigge trifft 1974 im Olympiastadion gegen Schumacher. © imago sportFotodienst
Verstanden und verstehen sich gut: die Kontrahenten 1982 beim gemeinsamen Interview. © Imago
München – Toni Schumacher weilt aktuell in Barcelona, grad herrlich ist es! Aber wenn ein Mann wie Karl-Heinz Rummenigge einen runden Geburtstag feiert, dann muss der schönste Kurzurlaub unterbrochen werden. Was ihn, das Kölner Urgestein, mit dem Jubilar des heutigen Donnerstags verbindet? „Eine kleine Wette“, sagt der 71-Jährige und klärt auf: „Wenn wir gegeneinander gespielt haben, haben wir das Geld im Stutzen gehabt. 200 Mark.“ Hat Kalle getroffen, musste Tünn blechen. Hat er nicht getroffen, war es genau andersrum. Andere Zeiten, andere Typen. Aber war da nicht noch mehr zwischen Schumacher und Rummenigge?!
Auf der Suche nach Konflikten in Rummenigges Vita landet man ohne Umwege im Jahr 1986, bei der WM in Mexiko. „Ach“, sagt Schumacher, „wenn Sie mich jetzt nicht darauf angesprochen hätten, hätte ich das gar nicht erwähnt.“ Dabei war die Sache zwischen dem FC-Keeper und dem Kapitän aus München damals keine Lappalie. „Er dachte, ich wollte das Kapitänsamt haben, aber dem war nicht so“, erzählt Schumacher über den damals angeschlagenen Rummenigge. Es ging um Block-Bildung und Intrigen um den Begriff „Kölner Mafia“, es gab Krisensitzungen mit Teamchef Franz Beckenbauer und Egidius Braun. Aber Schumacher versichert, „nie Pläne gegen Kalle geschmiedet“ zu haben. Heute sagt er: „Wir haben die Situation beide gut überstanden.“ Auch, weil Rummenigge im Anschluss „einen persönlichen Brief geschrieben“ habe: „Damit war es dann auch gut.“
Das kann man ihm glauben, denn er verfällt in Lobeshymnen auf „einen der gefährlichsten Stürmer, gegen den ich je gespielt habe“. Rummenigge sei „ein wunderbarer Vertreter auch in der Nationalmannschaft – so einen könnten wir auch jetzt gut gebrauchen“. Vor allem aber sei er „menschlich immer korrekt geblieben“. Für Schumacher ist das übrigens „das wichtigste Kriterium bei Fußballern. Kalle war immer mit beiden Beinen auf der Erde“. Dazu ein „guter Kapitän“. Auch wenn er oft verletzt war: „Als er eingewechselt wurde, wussten wir – und vor allem der Gegner –, dass es jetzt schwierig wird.“
Nur gegen Schumacher hat Rummenigge selten getroffen. Um genau zu sein: Zwischen 1979 und 1984 gar nicht. Schumacher lacht. Die 200 Mark aus dem Stutzen gingen oft an ihn – aber auch das: längst vergessen. Wenn die beiden sich heute sehen, „ist es immer sehr innig.“
Jede Wette: beim Geburtstagskind geht heute ein Anruf aus Barcelona ein.HANNA RAIF