Der Ballon d’Or war für die Bundesliga – mal wieder – eine ernüchternde Abendveranstaltung. Wer die Gala in Paris verfolgte, der bemerkte schnell, dass die deutsche Eliteklasse lediglich unter ferner liefen stattfand. Harry Kane auf Platz 13, Michael Olise auf Rang 30 – so sah die Ausbeute einer Liga aus, die sich sportlich mit den Schwergewichten Europas gern auf Augenhöhe wähnt, das aber allein in Sachen Wahrnehmung schon lange nicht mehr ist. Oder wären Kane & Co. bei denselben Topleistungen in einer anderen Liga auch jenseits der Top Ten gelandet? Eben!
Dass Florian Wirtz nun in Liverpool spielt und Xabi Alonso in Madrid auf der Bank sitzt, passt ins Bild. Die Bundesliga ist nämlich Sprungbrett, keinesfalls Reiseziel. Wer glänzt, nutzt in der Regel die erstbeste Gelegenheit, um nach England oder Spanien auszuwandern – siehe auch Erling Haaland oder Jude Bellingham.
Nein, der Grund ist nicht immer das gute, alte Geld. Gerade Spanien zeigt, dass Spieler und Trainer auch von der Aura einer Liga angezogen werden, die wirtschaftlich alles andere als gut dasteht. Und mit Aura ist nicht nur das Clásico gemeint, sondern auch die Basis einer jeden wettbewerbsfähigen Liga: der Wettbewerb! Das, was es hierzulande nicht gibt.
Leverkusen schön und gut, aber: Zwölf der letzten 13 Meisterschalen landeten in den Vitrinen des FC Bayern, der Wettbewerb trägt den Namen Bundesliga eigentlich nur noch pro forma. International sieht es auch nicht besser aus: Abgesehen von Frankfurts Europa-League-Triumph 2022 datiert der letzte große Titel eines deutschen Clubs, der nicht Bayern hieß, aus dem Jahr 1997.
Und wenn man Investoren weiter die Tür vor der Nase zudonnert, dann wird die Bundesliga auf Jahre das bleiben, was ihr in Paris erneut vor Augen geführt wurde: eine solide Lehranstalt für Talente – aber nicht die große Bühne, auf der Weltstars geehrt werden.