Gute Miene zum bösen Spiel: OB Reiter (li.) und Ex-1860-Präsident Reisinger. © sampics (2), Imago
München – Rot und Blau – das passt in München normalerweise nicht zusammen. So galt auch die Beziehung zwischen dem roten (SPD & FC-Bayern-Fan) Oberbürgermeister Dieter Reiter und dem blauen TSV 1860 in den letzten Jahren als „eher distanziert“, um es freundlich auszudrücken. Den traditionellen Wiesntermin im Hacker-Festzelt nahm Reiter zwar auch die letzten Jahre immer höflich wahr, doch so gelöst und fröhlich wie am Dienstagabend hat man den 67-Jährigen dabei selten erlebt.
Der Grund: Es geht endlich etwas voran in der ewigen Diskussion rund ums Grünwalder Stadion – auch dank des positiven Auftretens des neuen Löwen-Präsidenten Gernot Mang. „Nach 15 Jahren Debatte mit Sechzig war das letzte Woche das erste konstruktive Gespräch mit einem 1860-Präsidenten. Wir haben auch erstmals eine gemeinsame Pressemitteilung verfasst. Nicht gegeneinander, miteinander. Das ging mit Herrn Reisinger leider nicht“, erklärte Reiter.
Der Oberbürgermeister – seit 2014 im Amt – macht deutlich, was er von Mangs Vorgänger als Löwen-Präsident hält: „Herr Reisinger war unzugänglich, war unflätig und war überhaupt kein geeigneter Gesprächspartner, um darzustellen, dass man eigentlich ein Anliegen hat. Herr Reisinger hat mich in den letzten Jahren eigentlich nur blöd angeredet, das war alles, was er zusammengebracht hat. Ganz ehrlich: Mit so jemandem muss ich nicht reden. Das war mit Herrn Mang sofort ein anderes Gesprächsklima. In 35 Minuten stand die erste gemeinsame Presseerklärung. Das hat Herr Reisinger mit Beschimpfungen nicht hingekriegt.“
Für 1860 sei es ein „Riesenfortschritt“, dass man nun mit Mang an der Spitze in die Zukunft gehen kann. Und auch der Oberlöwe selbst ist begeistert von der Umgangsform mit der Rathausspitze: „Es läuft hervorragend zwischen uns. Was in den Jahren davor passiert ist, kann ich nicht beurteilen. Wir hatten letzte Woche ein sehr freundliches und konstruktives Gespräch mit der Zielsetzung, Lösungen für 1860 zu finden und den Umbau auf 25 000 Zuschauer zu forcieren. Beide Seite wollen eine Lösung, das ist das Schöne.“ Es scheint tatsächlich der Fall zu sein, dass die Stadt und 1860 nach Jahren der gegenseitigen Schuldzuweisung einen gemeinsamen Weg einschlagen. Was Anstand und Freundlichkeit so alles bewirken können.MBU, ULK