Verurteilt Kuschs Teilnahme an den Dopingspielen: Dorothea Brandt. © IMAGO/Kleindl
Berlin – Für Ex-Schwimmerin Dorothea Brandt ist der Wechsel ihres früheren Teamkollegen Marius Kusch zu den umstrittenen Enhanced Games so etwas wie ein Verrat an den Idealen des Sports. „Irgendwie fühlt es sich schon so an. Wir haben eigentlich gewisse Werte, gewisse Haltungen – und da rückt jetzt jemand aus diesem Kreis aus, der das jahrelang mitgetragen hat. Das ist für mich erstmal schwer zu verstehen“, sagte die frühere Aktivensprecherin des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV). Britta Steffen, Doppel-Olympiasiegerin von 2008, sagte: „Letztlich hängt eine solche Entscheidung immer vom eigenen Wertesystem ab.“
Kusch (32) hat als erster deutscher Athlet seine Zusage für das umstrittene Projekt gegeben, bei dem Weltrekorde auch mit Hilfe von Dopingmitteln aufgestellt werden sollen. Der Kurzbahn-Europameister von 2019 begründete dies auch mit dem „beispiellosen Preisgeld“, das dort zu verdienen ist.
Jede Einzelveranstaltung ist mit einem Preisgeld von 500 000 US-Dollar dotiert, 250 000 gehen jeweils an die Sieger. Darüber hinaus bieten die Veranstalter Antrittsgelder.
Das Argument Geld lässt Brandt nur bedingt zu. „Wer Leistungssport macht, gerade den Schwimmsport, der weiß halt, dass man damit nicht reich wird“, sagte die Kurzbahn-Europameisterin von 2010. Geld sei „natürlich ein großer Motivator“, weiß Brandt: „Aber diese Schattenseite, die ich da betrete, ist die andere Perspektive.“
Die frühere Sprint-Spezialistin sieht die Enhanced Games auch aus gesundheitlicher Perspektive kritisch. „Ist es das wert, dass man sich das ganze Zeug – auch wenn das ärztlich überwacht wird – reinzieht? Es weiß ja niemand, was in zehn Jahren passiert. Was passiert dann mit dir? Dann hast du fünf Jahre mehr Kohle, aber dann bist du in zehn Jahren vielleicht tot“, sagte die 41-Jährige. DPA