Seite an Seite? Sportchef Christian Werner beim Wiesn-Termin mit Glöckner. © IMAGO
Zu „100 Prozent“ eine Einheit: Der Teamälteste Florian Niederlechner (34) spricht sich für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit 1860-Trainer Patrick Glöckner aus. © IMAGO / P. Ruiz
München – Auf die Fresse kriegen, sich kurz schütteln – und mit aufrechter Haltung weitermachen. Von Nehmerqualitäten spricht man da im Sport, speziell im Boxsport. Patrick Glöckner, früher nicht Kampfsportler, sondern Model, besitzt diese Gabe auch. Obwohl er seit dem 1:5-Debakel gegen Hoffenheim II als „Trainer auf Abruf“ gilt, wirkte er bei der Pressekonferenz am Donnerstag keineswegs angeschlagen, sondern genauso professionell wie immer. Druck? Entspannt lächelnd sagte er: „Druck hat man doch eigentlich immer.“
Auf Nachfragen zu seinen Vorgesetzten beim TSV 1860, die ihn beim Wiesn-Termin am Dienstag öffentlich infrage gestellt hatten, ging Glöckner nicht ein. Sportchef Christian Werner hatte ihm lediglich eine „Stand-jetzt“-Zusage für das Spiel in Aue gegeben, Präsident Gernot Mang betonte: „Wir halten uns alle Optionen offen, das sage ich ganz bewusst.“ Glöckner erklärte höflich, er halte nichts davon, den „Führungsstil anderer Personen“ zu kommentieren. Lieber zitierte er einen früheren Erfolgstrainer des FC Bayern: „Ich habe vor fünf Jahren einen Leitsatz von Ottmar Hitzfeld übernommen, den ich immer wieder predige. Er heißt: Schütze deine Spieler! Nur darum geht’s.“
Seine Botschaft: „Ich möchte einfach in Ruhe mit meinen Spielern arbeiten. Jeden Tag mit Leidenschaft kommen, ihnen ins Gesicht schauen – und das Feuer erkennen.“ Gerade jetzt, da sein Job auf dem Spiel steht, könnte das Verhältnis zur Mannschaft sein letzter Trumpf sein. „Zu 100 Prozent“ stehe man zum Trainer, betonte der Teamälteste Florian Niederlechner (34) auf der Wiesn. Glöckners Replik: „Es ist nie schlecht, wenn die Spieler einem vertrauen – wenn sie mit einem durchs Feuer gehen. Es ist schön zu wissen, dass man Leute an seiner Seite hat.“ Der unausgesprochene Subtext: Von ganz oben erhält er diese Rückendeckung nicht.
Am Samstag in Aue (14.03 Uhr), weiß Glöckner, müssen seine Spieler aber auch liefern – „Top-Trainingswoche“ hin oder her. In den geheimen Einheiten seit Mittwoch forcierte er die Rückkehr zur Viererkette, dazu seien auch personelle Veränderungen zu erwarten, schon systembedingt. Seine Erwartung formulierte er so: „Ich vertraue den Jungs, stelle nicht alles infrage, nur weil wir einmal eine Klatsche bekommen haben. Ich weiß, was die Jungs draufhaben!“
Man ahnt, dass Glöckner alles dafür tun wird, das Ruder rumzureißen – schon wegen seiner Kritiker in den eigenen Reihen. Ehe Glöckner am Donnerstag das Pressestüberl verlässt, gibt er noch eine Weisheit zum Besten: „Öfter mal lachen! Nicht alles so schwer nehmen – so kommt man leichter durchs Leben.“ULI KELLNER