Rudi, der Einmalige

von Redaktion

Einblicke in die Völler-Dokumentation – Immer eine Karte für Markus Münch

Karriere-Höhepunkt: Weltmeister 1990. Zum DFB kehrte Völler immer wieder zurück. © imago

Modern: Völler beim Trendsport Padel. © Sky

Die Völler-Männer: Rudi mit seinen drei Söhnen beim Fußball schauen. © Sky

Seit 35 Jahren verheiratet: Sabrina und Rudi Völler. Das italienisch-deutsche Paar pendelt zwischen Rom und Düsseldorf. © Sky

Rudi Völler hat sich zum Padel-Spielen verabredet. Mit Marco, Bryan, Kevin, den drei Söhnen. Er steht vorne am Netz auf einem Bein, das andere hat er angewinkelt, um es zu dehnen. „Altdeutsche Art des Warmmachens, kein Yoga“, moderiert er in die Kamera – und bei dieser Szene fällt einem gleich sein in einem Interview geäußerter Furor gegen das Modegetränk Latte Macchiato ein oder wie er bei der Europameisterschaft 2024 mal auf dem Pressekonferenz-Podium saß und am Ende „Danke, Männer“ sagte, obwohl das Auditorium zu mindestens einem Viertel aus Journalistinnen bestand. Doch so ist er eben: Rudi Völler, ein Fußball-Schaffender, der mit 65 immer noch da ist – obwohl oder vielleicht auch weil man mit ihm ein Früher verbindet. Die Deutschen haben ihn in jeder Rolle geliebt: als Mittelstürmer, als Trainer, was er vor allem aus Gutmütigkeit machte, als Funktionär sogar an einem Standort wie Leverkusen.

Gerade steckt Völler als DFB-Sportdirektor wieder in einer Krisensituation, denn es ist nicht gesichert, ob sich die Nationalmannschaft für die nächste Weltmeisterschaft qualifizieren wird. Dennoch beginnen nun ein paar Tage, in denen er gefeiert wird. Am kommenden Montag wird in Frankfurt die Dokumentation gezeigt, die dann ab dem 3. Oktober bei Sky und im Streamingportal Wow laufen wird. „Rudi Völler. Es gibt nur einen“, heißt der knapp 100 Minuten lange und sehr kurzweilige Film von Marc Schlömer, der aus Völlers reichhaltigem Lebenslauf schöpfen darf: Kindheit in Hanau, Spielerkarriere (Offenbach, 1860 München, Bremen, Rom, Marseille, Leverkusen), angespuckt werden von Frank Rijkaard („Wir haben ein bisschen hin- und herbeleidigt“), Weltmeister werden mit dem von ihm herausgeholten Elfer („Ich bin leicht berührt worden“), als DFB-Teamchef Island und die Weißbier-Rede, für Leverkusen auch einige feurige Auftritte – doch am Ende der Wut immer das versöhnliche Zwinkern. „Man trifft, umarmt ihn und hat keine negativen Gefühle“, beschreibt Oliver Kahn die Wirkung Völlers.

Star der Doku ist Sabrina Völler, seine italienische Frau, mit der er fünf Kinder hat und die das sanfte Machotum ihres Gatten mit Ironie erträgt, wenn er in der Küche steht und fragt, ob er was helfen kann (zu mehr als den Tisch zu decken reicht es nicht). Sabrina benennt die spezielle Wertigkeit ihres Rudolf (klingt für sie schöner als Rudi): „Zu Franz sagte man ,Herr Beckenbauer‘, er hatte eine andere Aura, die Leute haben ihn etwas höher gestellt.“ Hingegen war Rudi Völler immer für alle „Rudi“.

Unterschätzen sollte man, das lehrt der Film, Rudi Völler trotz seiner Volksnähe und Bodenständigkeit nicht. Beispielsweise hatte er nur am Anfang seiner Spielerzeit einen Berater. „Mit Mitte zwanzig habe ich bemerkt, das kann ich selber machen, ich habe alle Wechsel selbst ausgehandelt.“ Oft gehörten Werbe-Deals zum Transfer-Paket – auch das regelte Völler in Eigenregie. Er schafft es auch, in zwei Welten zu leben: Sabrina und er pendeln zwischen Düsseldorf und Rom, ihrer Heimatstadt. Er ist gleichzeitig typischer Deutscher und Weltmann.

Die schönste Geschichte aus „Es gibt nur einen“ ist diese, die sich aus einer der schwersten Stunden entwickelte. In seinem letzten Spiel (1996) wäre Völler fast abgestiegen, den Leverkusener Super-GAU verhinderte damals Markus Münch mit seinem Tor gegen den 1. FC Kaiserslautern. Völler: „Da sage ich auch jetzt bei der Nationalmannschaft, wenn Markus eine Eintrittskarte braucht, kriegt er immer eine. Und wenn wir keine haben, kriegt er meine.“ Dankbarkeit sollte nie altmodisch werden.GÜNTER KLEIN

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