Wird Ulm das neue Alba?

von Redaktion

Schwaben könnten zum größten Gegenspieler von Meister Bayern werden

Der Nachkauf: David McCormack kam aus Berlin. © IMAGO

In unerreichbaren Höhen? Ulm war im vorjährigen Finale nahe an Niels Giffey und seinen Bayern dran. © IMAGO

München – Mitte der Woche waren dann also auch die Bayern-Basketballer fürs Erste komplett. Nach den Münchner Europameistern trudelte auch Nachkauf David McCormack im BMW-Park ein. Zwei Tage blieben Meistermacher Gordon Herbert dann noch, um aus seinen derzeit 14 Profis zumindest schon einmal ein Bundesliga-taugliches Team zu formen. „So eine schwierige Vorbereitung“, berichtete der Coach, „die hatte ich noch nie.“

Am Freitag (20 Uhr) dürfen seine Bayern im heimischen BMW-Park gegen Aufsteiger Jena die neue Saison eröffnen. Und die Latte liegt wie immer hoch. Club-Präsident Herbert Hainer hat dieser Tage nicht weniger als das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg ausgerufen. In der Euroleague, die für die Münchner am Dienstag gleich einmal einen Trip zu Ex-Champion Panathinaikos Athen vorsieht, will man wieder zumindest um die Playoffs streiten.

Der Ruf nach dem nationalen Doppelschlag liegt nahe. Die Bayern haben das mit Abstand größte, laut Co-Geschäftsführer Adrian Sarmiento erneut gewachsene Budget. Man hat sich fast ausnahmslos Profis mit reichlich internationaler Erfahrung an Bord geholt. Wobei ein Beuteschema auffällt: Die Neu-Münchner kamen mehrheitlich aus zuletzt eher schwierigen Engagements an die Isar. „Wir wissen bei allen, dass sie Potenzial für mehr haben“, sagte Sportchef Dragan Tarlac. 2020/21 sind die Bayern mit einer ähnlichen Taktik schon einmal gut gefahren. Wade Baldwin kam mit dem Ruf des Schwererziehbaren und verließ den Verein ein Jahr später als europäischer Topstar.

Es ist noch nicht lange her, da war Alba Berlin der große deutsche Gegenpol. Doch die Hauptstädter operieren nun mit halbiertem Teametat von kolportierten vier Millionen Euro. Auch aus der Euroleague zog man sich einigermaßen entnervt zurück. Tarlac, mit seinen Bayern nun deutscher Einzelkämpfer in der Königsklasse, sieht das nicht gerne: „Das ist nicht gut für den deutschen Basketball und es ist nicht gut für uns.“

Aber es gibt sie ja, die Hoffnung auf Spannung im Meisterkampf. ratiopharm Ulm, hat zwar mit Karim Jallow (Bologna), Justinian Jessup (Bayern), Marcio Santos (Maccabi) oder den NBA-Rookies Noah Essengue und Ben Sarraf einen großen Teil der Profis verloren, die dem zweiten Meistertitel der Clubgeschichte ziemlich nahe gekommen waren. Doch in der Vorbereitung deutete sich bereits an: Die Schwaben könnten mit Talent und jugendlicher Athletik einen guten Nachbau des letztjährigen Erfolgsteams zusammengebaut haben. Gut möglich, dass es am Ende ähnlich läuft wie in der Vorsaison, als die immer stärker werdenden Ulmer die kräftemäßig schwer angeschlagenen Bayern am Ende bis in ein hochdramatisches fünftes Finale trieben.

Wenn nicht sogar die Würzburg Baskets zum Störenfried werden. Die Franken wurden vom slowenischen Trainerfuchs Sasa Filipkovski Schritt für Schritt zu einer der Topadressen der BBL geformt. Die in der Vorsaison erst im fünften Halbfinale gegen Ulm den Traum vom Finale abhaken mussten. Bester Beleg für den Aufschwung: Zuletzt brachte Würzburg in Otis Livingston (23/24) und Jhivvan Jackson (24/25) gleich zweimal in Folge den wertvollsten Spieler der Saison hervor. Allerdings waren beide – so sind die BBL-Realitäten – nach der Kür in Würzburg auch schon wieder Geschichte.

Ein Problem, das ja auch die Bayern kennen, die im Sommer in Carsen Edwards, Devin Booker oder Nick Weiler-Babb ihre Erfolgsachse verloren. Zumindest Herbert Hainer sieht darin auch eine Chance. „Ich denke, wir werden als Team besser.“PATRICK REICHELT

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