Der erste Titel im Olympiapark: Der FC Bayern wurde im Garden Meister. © IMAGO
Umzug geglückt: Die eingefleischten Langzeitfans des EHC haben sogar ihren Namen „Nordkurve“ mitgebracht. © IMAGO
Urgesteine: Bayerns Vladimir Lucic (l.) und Patrick Hager vom EHC Red Bull München.. © EHC RB München
Knapp 730 000 Zuschauer kamen im ersten Jahr insgesamt in den Garden. © IMAGO/Hoermann
Spektakel: Der Garden bietet modernste Showelemente. © IMAGO
München – Sie sind echte Urgesteine ihrer Clubs, und beide führten ihre Teams vor einem Jahr als Kapitäne in die neue Heimat SAP Garden. Doch Patrick Hager vom EHC Red Bull München und Vladimir Lucic blicken im Interview aus unterschiedlicher Perspektive auf das erste Jahr zurück.
Herr Hager, Herr Lucic – wenn sie einen persönlichen Garden-Moment herauspicken sollten – was wäre das?
Lucic: Das war wahrscheinlich der Titel. Dafür trainierst du immerhin das ganze Jahr. Da wird der ganze Sommer schöner, du erholst dich besser. Aber auch die Eröffnung war ein toller Moment. Du spielst gegen Real Madrid und gewinnst. Ich hatte das Glück, dass ich auch noch den ersten Korb geworfen habe. Insofern habe ich eine persönliche Verbindung mit dieser Halle.
Hager: Einen Titel konnten wir in unserem SAP Garden leider noch nicht feiern.. Für uns war es deshalb die Stadion-Eröffnung, als wir vor ausverkauftem Haus gegen die Buffalo Sabres aus der NHL spielen durften.
Wie viel Heimat ist der Garden nach einem Jahr schon geworden? Wie schwer war die Umstellung?
Hager: Die alte Halle war eine traditionelle Eishockey-Halle, aber in die Jahre gekommen. Jetzt spielen wir in der modernsten Sportarena Europas vor doppelt so vielen Zuschauern. Sicher kein leichter Übergang. Inzwischen ist der SAP Garden mit all seinen Top-Möglichkeiten aber eine echte Heimat für uns geworden.
Lucic: Für uns war der Einstieg auch eine spezielle Herausforderung. Wir haben vor dem ersten Spiel gegen Real Madrid nicht einmal eine kurze Morgeneinheit hier gehabt. Wir kamen direkt zum Spiel und haben prompt gewonnen. Das hat sicher geholfen.
Herr Lucic, Ist die Verbindung zur Arena ähnlich intensiv?
Lucic: Ich glaube, bei uns braucht das noch mehr Zeit. Wir sind hier ja nur tageweise, spielen die Spiele auf höchstem europäischen Level. Das ist erstmal eher eine professionelle Beziehung. Aber das wird sich ändern, je mehr Zeit wir hier verbringen und die Einrichtungen hier nützen.
Was wog im Übergang schwerer? Praktische Umstellungen oder veränderte Routinen?
Hager: Du musst dich an alles gewöhnen. Zum Beispiel an das neue Eis, oder die dunklen Sitze, wenn wir nicht auf einer der drei unterirdischen Eisflächen, sondern in der Bowl trainieren. Wenn der schwarze Puck hochfliegt, ist er für uns Spieler manchmal schwer zu erkennen. Aber dieses Problem haben wir im Spiel mit Zuschauern natürlich nicht. Woran wir uns auch erst gewöhnen mussten, ist die Größe und Weitläufigkeit. Wir haben beispielsweise einen Fitnessbereich, der 900 qm groß ist, einen richtig schönen, großen Spielerbereich mit Küche, einen riesigen Physio-Raum, einen Wellness-Bereich mit Whirlpool und Sauna und drei Trainingseisflächen. Da verlierst du schnell aus den Augen, dass du auch ein Team entwickeln musst. Dass du zusammen arbeitest und dich nicht in all diesen Möglichkeiten verlierst.
Lucic: Das ist bei uns natürlich ein bisschen anders, weil wir normalerweise ja im BMW Park trainieren. Aber das Interessante fand ich: Du spürst hier sehr schnell die Energie von den Fans. Wobei der Erfolg auch hilft. Wenn du gewinnst, geht alles leichter von der Hand. Aber ich muss zugeben. Ich war auch von der Größe überrascht. Gerade der Fitnessbereich.
Wie ist der Vergleich etwa zu den Einrichtungen im BMW Park, wo Sie ja noch trainieren und teilweise auch spielen?
Lucic: Das kann man nicht vergleichen. Ich war überrascht, als ich da mal hochgekommen bin und die haben alle zusammen trainiert. Mit zehn Laufbändern, 20 Rädern. Okay, wir sind 15 Spieler und haben drei Räder und ein Laufband.
Hager: Man hat sich ein bisschen an der Red Bull Akademie in Salzburg orientiert. Ein weiterer Gedanke ist, dass die Junioren auch mit uns trainieren und sehen können, wie die Profis arbeiten.
Lucic: Ein schönes Konzept….
Hager: Finde ich auch. Aber natürlich geht es auch darum, dass wir 27 Spieler sind und gemeinsam trainieren können.
Lucic: Diesen Luxus haben wir natürlich nicht, wir sind bis jetzt ja nur an den Spieltagen hier und da wird kein Krafttraining gemacht. Ich war nur während meiner Verletzung im letzten Jahr hier und habe mit Kindern trainiert. Das war völlig ok, es ist Platz genug.
Und die Atmosphäre? Ist das Publikum ein anderes?
Lucic: Die Halle ist größer, es ist schon anders. Aber je nach Matchsituation kann es laut werden. Die Akustik hier ist ziemlich gut, wahrscheinlich, weil alles vertikal geschnitten ist. Es gibt Hallen in Europa, die sind deutlich größer, aber sehr still.
Hager: Sehe ich auch so. Unsere alte Halle war sehr dicht, das war schon laut. Aber hier ist es lauter. Gerade, wenn du ein Tor schießt, dann kommt das wuchtiger rüber. Ich hoffe, es wird sich weiter in diese Richtung entwickeln.
Lucic: Wobei ich glaube, dass Eure Fans anders sind. Da gibt es mehr Fans, die kommen um das Team anzufeuern. Haben wir auch, mit dem Fanclub Big Reds, aber es sind weniger.
In den alten Arenen waren die eingefleischten Fans dominanter.
Hager: Zum Glück konnten wir uns diese Leute erhalten. Das ist sehr viel wert, wofür wir dankbar sind. Aber auch für sie war es eine große Umstellung. Wir haben im Sommer viele Gespräche geführt. Sie hatten im alten Stadion über Jahrzehnte ihre festen Plätze, wussten genau, wo man sich trifft. Sie mussten auch schauen, wo sie sich wohlfühlen, um die gleiche Atmosphäre zu erzeugen. Es ist toll, wie die Halle angenommen wurde.
Lucic: Man muss aber glaube ich auch sehen, dass viele Leute hier anders sind als etwa in Serbien, wo ich herkomme. Viele Leute gehen in die Halle um sich zu treffen, zu reden. Dafür ist so eine Halle ziemlich cool. Für mich ist das schon viel näher an der NBA als an einer typisch europäischen Halle.
Ist die Interaktion mit den Fans schwieriger?
Hager: Ich würde sagen: anders. Im SAP Garden gibt es nicht mehr viele Orte, an denen man sich treffen kann. Deshalb geht nach jedem Spiel der eine oder andere Spieler ins Henrys, das Stadion-Restaurant im SAP Garden, um sich mit den Fans auszutauschen.
Lucic: Da ist die Situation bei uns ein bisschen anders, weil wir ja noch im BMW Park spielen, in dem alles intimer ist. Wo wir nach dem Spiel eine Runde drehen, die Fans abklatschen. Das ist hier zwangsläufig ein bisschen isolierter.
Was würden Sie beide hier gerne noch erleben?
Lucic: Wieder einen Titel gewinnen. Und mit dem Eishockey-Team feiern. Mal sehen, wer wilder ist…
Hager: Darauf können wir uns sofort einigen…
INTERVIEW: PATRICK REICHELT