Erster Saisonsieg? Frank Schmidt. © AFP/RONNY HARTMANN
„Schon Augenringe“: Sandro Wagner. © IMAGO
Augsburg – Roger Federer war auch ein guter Fußballer. In der Jugend von Concordia Basel glänzte der Schweizer mit seiner Spielübersicht, zum „Größten aller Zeiten“ (GOAT) wurde er allerdings auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Als Fußballer-Vorbild taugt der Tennisgott dennoch, findet jedenfalls Sandro Wagner, der sich in seiner ersten Krise als Bundesliga-Trainer an Federers „Fehlerkultur“ orientiert.
Der 20-malige Grand-Slam-Sieger habe in seiner ruhmreichen Karriere zwar über 80 Prozent seiner Matches gewonnen, rechnete Wagner vor dem kniffligen Auswärtsspiel beim punktlosen Schlusslicht 1. FC Heidenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) vor, aber: Selbst ein Roger Federer holte in seinen oft einseitigen Matches im Schnitt „nur“ 54 Prozent der möglichen Punkte. „Fast jeder zweite Ball ist ein Fehler!“, rief Wagner und schlug den Bogen volley zu seinem wankenden FCA: „Da geht es darum, zu switchen und schnell wieder ins Positive zu gehen.“
Positiv war zuletzt wenig beim FC Augsburg. Drei Niederlagen in Folge, insgesamt schon zehn Gegentore, Tabellenplatz 16 und nun auch noch der wochenlange Ausfall von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw: Wagner spürt die aufgekommene Unruhe bis in die eigene Familie hinein. „In den letzten Jahren habe ich alles gelesen, jetzt gar nichts“, sagte er, aber seine Kinder schickten ihm Dinge: „Der hat das gesagt, der hat das gesagt. Da gibt es erst mal Ärger, warum sie das Handy so viel in der Hand haben. Und warum sie es mir dann sagen“, sagte Wagner. „Das ist natürlich nicht schön, das ist nicht cool.“
Und jetzt steht Wagner auch noch vor dem „Riesenbrett“ Heidenheim mit der Legende Frank Schmidt auf der Bank. Sein Gegenüber habe als Trainer Hunderte Spiele erlebt, schwärmte Wagner. „Ich habe vier Bundesligaspiele – und schon Augenringe.“ Beim FCH sei es „hitzig, klein und cool. Es ist total schwierig, da zu bestehen.“
Trainer-Koryphäe Friedhelm Funkel hat Zweifel, dass es Augsburg und Wagner gelingen kann. Vielmehr müsse der junge Coach „lernen, dass es gefährlicher wird, je vollmundiger man auftritt“. Wagner gaukle falsche Tatsachen vor, wenn er behaupte, seine Elf habe beim 2:3 gegen den FC Bayern mit dem Rekordmeister „auf Augenhöhe“ agiert, schrieb der Kulttrainer im Fachblatt kicker, Augsburg sei „Lichtjahre entfernt“ von diesem Top-Niveau.
Und Schmidt? Der hat seinen Funkel gelesen. Der liebe Kollege, „einer der erfahrensten Trainer, die wir haben in Deutschland“, sagte der Heidenheimer am Freitag, „hat es richtig geschildert, darüber muss man keine andere Meinung haben“.
Spiel, Satz und Sieg FCH? Funkel tippt auf ein 1:0 für Heidenheim.SID