Zwei Niederlagen in Folge: Unter Patrick Glöckner wurden die Löwen zuletzt immer schlechter – die Luft wird dünn. © IMAGo
Was ist los mit Aue? Unter Jens Härtel verlor der FC Erzgebirge die letzten vier Spiele – der Druck auf ihn wächst. © IMAGO
München – Sie zählen zu den etablierten Adressen der 3. Liga, träumen jedes Jahr vom Aufstieg – und stehen mal wieder am Scheideweg. Die Rede ist von Erzgebirge Aue und dem TSV 1860, zwei Vereinen, die sich sportlich regelmäßig messen – am Samstag mit einer sehr ähnlichen Ausgangslage (14.03 Uhr, BR und MagentaSport). Nicht nur bei 1860, auch bei den Sachsen wackelt der Trainer. Dem Verlierer – Jens Härtel oder Patrick Glöckner – droht das Aus. Motto: Rette sich, wer kann! Nur der Gewinner darf dem weiteren Verlauf der Englischen Woche etwas gelassener entgegenblicken.
Rückblende: Am Montag, als die Löwen-Profis ihren Hoffenheim-Kater auskurierten, tagte im Erzgebirge der Krisenstab. Härtel, einer der angesehensten Ost-Trainer, bringt Aue einfach nicht in Schwung. Amtsantritt am 2. Januar, mühsam den Klassenerhalt geschafft, in der neuen Saison aber erst einmal siegreich – zuletzt reihte Aue sogar vier Niederlagen aneinander. Härtels Gesamtbilanz mit dem FC Erzgebirge: 26 Spiele, 25 Punkte (Schnitt 0,96) – nicht der Anspruch des ehemaligen Zweitligisten. Die Reaktion der Vereinsführung: besorgt, aber halbwegs besonnen. Härtel darf erst mal bleiben. Dazu teilten die Bosse des Tabellen-18. mit: „Der Mannschaft wurden trotz der enttäuschenden Ergebnisse Wettbewerbsfähigkeit, Moral und Geschlossenheit attestiert.“
Ganz anderes die Reaktion der Löwen auf die 1:5-Klatsche gegen Hoffenheim II. Glöckner gab der Mannschaft zwei freie Tage, was nicht gut ankam im Verein. Vergessen, der ordentliche Saisonstart. Glöckner, der ähnlich lang im Amt ist wie Härtel in Aue (21. Januar), weist zwar eine bessere Bilanz auf: 24 Spiele, 39 Punkte (Schnitt 1,63). Zuletzt wurden die Leistungen aber immer dürftiger, die Ergebnisse schlechter.
Den Hoffenheim-Verlierern Wettbewerbsfähigkeit, Mut und Geschlossenheit zu attestieren – auf diese Idee wäre keiner im Führungszirkel der Löwen gekommen. „Die Entwicklung geht rückwärts“, schimpfte Präsident Gernot Mang im Fantalk von Hacker-Pschorr: „Alle anderen Mannschaften entwickeln sich vorwärts. Es ist klar, dass man so nicht zur Tagesordnung übergehen kann.“
Dass Glöckner trotzdem noch im Amt ist, könnte auch daran liegen, dass die Löwen in der Kürze der Zeit keine schlüssige Alternative gefunden haben. Interne Lösungen scheiden aus, U 21-Coach Alper Kayabunar hat noch nie ein Profiteam als Chef angeleitet. Und auch sonst wachsen die Trainer nicht auf Bäumen, die 1860 gerne hätte. Die Löwen bräuchten einen Klon aus Werner Lorant, Daniel Bierofka und Michael Köllner, also eine Autorität mit Stallgeruch, die beschwingten Offensivfußball spielen lässt. Viele der verfügbaren Trainer sind entweder zu teuer – oder nicht überzeugend genug. Schließlich sollte der Neue auch etwas mit dem auf 3-5-2 ausgelegten Kader anfangen können. Dann lieber weiter mit Glöckner, dem bewusst ist, was auf dem Spiel steht – wie sein Kollege auf der Aue-Bank.
Härtel weiß: „Bei beiden Vereinen ist richtig Druck auf dem Kessel.“ Aue setzt dabei auf Kreativspieler Julian Guttau – der Ex-Löwe blüht immer mehr auf. Und Glöckner? Rückkehr zur Viererkette und eine Mannschaft, „die mit mir durchs Feuer geht“, sollen seinen Job retten. Schon bei einem Unentschieden, so viel ist sicher, würden gleich zwei Trainer als Verlierer dastehen.ULI KELLNER