„Handshake-Dialog: Pilot-Projekt ausgesetzt“ – das vermeldete der DFB kurz vor Beginn des Fußball-Wochenendes. Das Wort „ausgesetzt“ löste in uns etwas aus. Die Wehrpflicht kam uns in den Sinn. Sie wurde unter Verteidigungsminister Karl-Theodor (plus weitere neun Vornamen) zu Guttenberg ausgesetzt, und nachfolgende Amtsinhaberinnen erklärten immer wieder: Ausgesetzt heißt nicht abgeschafft. Und so ist das nun auch mit dem Prozedere unter Schiedsrichter-Minister (alias Geschäftsführer der DFB Schiri GmbH) Knut Kircher: Bis auf Weiteres findet es nicht mehr statt.
Handshake-Dialog: Wurde zu Beginn dieser Saison in den drei Profiligen eingeführt, aber die Wenigsten können sich darunter etwas vorstellen. Denn weder Sky noch DAZN oder Magenta übertrugen, wie sich im Schiedsrichter-Kabuff 70 Minuten vor Anpfiff die Trainer und Kapitäne beider Teams zum kurzen Stelldichein trafen. Bekannt wurde diese Form des informellen Miteinanders eigentlich nur durch die Wertung des Kölner Trainers Lukas Kwasniok: „Kokolores.“
Falls der Dialog das Ziel gehabt haben sollte, den Protagonisten des nachfolgenden Spiels vorab den Weg zu ihrer inneren Mitte zu weisen, wurde das klar verfehlt, wie die ersten vier Bundesliga-Runden zeigen. Mit dem Unioner Steffen Baumgart flog einer wegen Papierkugel-Werferei und Stinkefinger vom Platz, mit Augsburgs Sandro Wagner hätte es einen weiteren Trainer treffen müssen (Spiel auf St. Pauli, zweimal Ball eingeworfen). Zwei Fälle, bei denen eh nur langfristig angelegte Impulskontrolltherapien helfen – und nicht ein vorgegebener Smalltalk.
Offizielle Begründung für die Abscha… die Aussetzung des Handshake-Dialogs ist nun, dass er ein „Störgefühl im allgemeinen Ablauf“ auslöst. Klar, alle haben anderweitige Termine: Die Coaches Video und Besprechung mit ihrem Staff, die Spieler scrollen noch Insta durch und erstellen die Kabinen-Playlist. Außerdem: Wenn später alle zum Spiel rausgehen, müssen die Cheftrainer so freudig überrascht tun, als begegneten sie sich gerade erst jetzt – und das war unglaubwürdig, wenn man wusste, dass sie schon zusammen saßen/standen. Und by the way: Der Original-Pregame-Dialog bleibt ohnehin unerreicht: Als Sir Alex Ferguson noch Manchester United regierte, pflegte er den Gäste-Trainer vor Anpfiff zu einer Tasse Tee zu bitten.