Klartext von König Kane

von Redaktion

100-Tore-Mann will die nächsten 100 auch im Bayern-Dress schießen

Alle 37 Minuten ist Harry Kane an einem Treffer der Bayern beteiligt. Gegen Bremen traf er doppelt – zum 99. und 100. Mal. © Haust/IMAGO

München – Es wäre ein rauschender Wiesn-Abend geworden, man stelle sich das mal vor: Da kommt der gefeierte König der Bayern ins Bierzelt, lässt für jeden seiner 100 Treffer eine Maß springen und sich selbst hochleben. Aber: Nicht mit Harry Kane! Den freien Samstag nämlich wollte der Mann, der beim 4:0 des FC Bayern gegen Bremen mal wieder und diesmal noch mehr der Mann des Abends gewesen war, „mit der Familie“ verbringen. Auf dem Platz überragend, neben dem Platz professionell: Bedarf es noch einer Charakterisierung des Phänomens Kane, hier ist sie.

Kane war also nicht dabei, aber dennoch wurde auf der überfüllten Festwiese am Wochenende mehrfach auf ihn angestoßen. Von den ausgeschwärmten Teamkollegen, die nicht wissen, „wer ihn stoppen soll“ (Leon Goretzka). Und von den Fans, die der Superstar im Kader Woche für Woche glücklich macht. Als Kane am Freitag nach einem Elfmeter noch ein weiteres Tor gelungen war – sein 100. in 104 Spielen für den FC Bayern –, jubelte auch er noch ausgelassener als bei all den 99 zuvor. Hinterher gab er zu: „Das ist sogar für mich verrückt, um ehrlich zu sein.“

Die Vokabel „crazy“ passt tatsächlich ganz gut, um zu beschreiben, was Kane da derzeit auf dem Rasen abliefert. Nicht nur, dass er mit den 100 Toren schneller war als die bisher bei dieser Schallmauer führenden Cristiano Ronaldo und Erling Haaland (105 Spiele), beeindruckend sind auch die Zahlen rund um diesen Rekord. In den bisher acht Spielen der Saison sind dem 32-Jährigen 15 Treffer und drei Assists gelungen, alle 37 Minuten ist Kane in einen Bayern-Treffer involviert. Und nur weil die 100 nun steht, will er damit nicht aufhören: „Es geht weiter, auf die nächsten 100!“, sagte er und gab das Motto für die nächsten Jahre – oder Monate? – vor.

Freilich weiß jeder, dass auch in der Premier League ein Rekord auf ihn wartet. 47 Treffer fehlen ihm, um in der ewigen Torschützenliste zu Alan Shearer (260) aufzuschließen. Aber – Stand jetzt – ließ Kane allen Ausstiegsklausel-Debatten zum Trotz keine Zweifel daran, dass er die kommende Zeit im Trikot der Bayern verbringen will. Zwei Jahre noch läuft sein Vertrag, und auch wenn „dieses Gespräch noch nicht geführt“ wurde, sagte Kane: „Ich bin in einer guten Situation und der Verein ist in einer guten Situation.“ Sobald man gemeinsam am Tisch sitze, werde man „offen und ehrlich darüber sprechen, wo ich stehe und wie die Zukunft des Vereins aussieht.“ Alles gehe „in die richtige Richtung“.

Die richtige Richtung ist im Fall von Kane natürlich: Richtung Titel. Dass der Engländer selbst den Anschein macht, im fortgeschrittenen Fußballeralter stetig besser zu werden, ist da keine schlechte Voraussetzung. „Es sind nicht nur die Tore“, sagte auch Kapitän Manuel Neuer: „Wie er sich reinhaut! Wie er als Charakter vorweggeht!“ Das beeindruckt Mitspieler wie Gegner. Und es ist nur logisch, dass Kane nach zehn Treffern in fünf Bundesliga-Spielen auf die 41 Tore zielt, die einst Robert Lewandowski in einer Saison gelungen waren. Die simple Hochrechnung ergibt: definitiv drin.

Es klang fast wie eine Drohung, als er andeutete: Die nächsten 100 sollen noch schneller fallen. Vielleicht gibt‘s bei der 200 dann einen Umtrunk?! H. RAIF, M. BONKE

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