Mangs Rundumschlag

von Redaktion

Werner muss mit Glöckner gehen: Was plant der Präsident?

Übergangs-Boss: NLZ-Chef Manfred Paula. © Sampics

Zorniger Oberlöwe: Präsident Gernot Mang schlug schon nach Hoffenheim (1:5) Alarm – nun traf er harte Entscheidungen.

Zuletzt keine Einheit mehr: Trainer Patrick Glöckner und Sportchef Christian Werner (r.), hier getrennt durch Pressesprecher Rainer Kmeth – und gestern gemeinsam entlassen.

Himmel, hilf! Löwen-Frust, verkörpert durch den neuen Rechtsverteidiger Marvin Rittmüller. © Sampics (3) / Stefan Matzke

Aue/München – Am Tag danach: Dunkle Wolken über dem 1860-Hauptquartier. Spieler, die gesenkten Hauptes zur Arbeit erscheinen. Dass das 0:2 von Aue nicht folgenlos bleiben würde, war jedem klar. Die Frage war nur: Wie schnell und wie heftig würde das Beben ausfallen? Menschen tauchten auf, die man nicht jeden Tag auf der Geschäftsstelle sieht: Präsidium, Ismaik-Vertreter, später auch der eine oder andere Ultra. Zwischendurch eilte Christian Werner zum Auto, um sein Asthma-Spray holen, und noch ehe er zurück war, hatte die Hammer-Meldung des Tages die Runde gemacht: Nicht nur Patrick Glöckner wurde freigestellt, sondern mit dem Trainer auch der Kaderarchitekt, den vor wenigen Wochen noch alle gefeiert hatte.

Gernot Mang greift durch – weil der neue Präsident nicht nur den angepeilten Aufstieg in Gefahr sieht, sondern auch den Stadion-Ausbau, den OB Dieter Reiter auch deswegen unterstützt, weil er glaubt, dass sich 1860 gebessert hat. Weg vom Image des Chaosvereins. So kann man sich irren! Drei Niederlagen reichten aus, um die Grünwalder Straße 114 schon wieder in ein Krisenzentrum zu verwandeln.

Die ersten Gegenmaßnahmen: NLZ-Chef Manfred Paula wechselt das Büro und ersetzt fürs Erste Werner als Geschäftsführer. Alper Kayabunar, von Paula als U 21-Coach installiert, soll Glöckner beerben, zumindest für die weiteren Spiele der Englischen Woche. Mittwoch zu Hause gegen Viktoria Köln (19 Uhr), Sonntag in Wiesbaden (16.30 Uhr). Danach ist Länderspielpause – und die Zeit vielleicht reif für eine größere Lösung. Michael Köllner, Peter Pacult – es sind die Namen prominenter Ex-Löwen, die im Hintergrund als Hoffnungsträger gehandelt werden.

In Aue am Samstag hatten die mitgereisten Fans nur kurz auf eine Trendwende hoffen dürfen. Kevin Volland zirkelte eine Ecke direkt ins Tor – der Treffer zählte aber nicht, weil sich das Schiedsrichterteam ein Foul am Erzgebirge-Keeper eingebildet hatte (dabei stolperte Männel über seinen eigenen Mitspieler). Jetzt kam auch noch Pech dazu. Aue ging nach dem ersten von drei Alutreffern der Löwen in Führung (Stefaniak, 20.). Hinten half auch die Rückkehr zur Viererkette nicht, nach vorne wirkte Glöckners Team hilf- und planlos. Eric Uhlmann versetzte 1860 den Todesstoß (82.). Glöckner ahnte, was ihm blühen würde. „Ich kenne das Trainergeschäft“, sagte er: „Entsprechend muss ich mich stellen.“

Zu einem Rapport kam es aber nicht mehr. Stattdessen gab es Sonntag um die Mittagszeit zwei Pressemitteilungen. „Sämtliche Beschlussfassungen in den beteiligten Gremien erfolgten einstimmig“, hieß es im Text zum Doppelrauswurf Glöckner/Werner von 11.15 Uhr. Wohl kein Zufall, dass am Donnerstag Biel Ballester Relat, einer der neuen Ismaik-Aufsichtsräte, aufgetaucht war. Bei einem Treffen mit Mang wurden Was-wäre-wenn-Szenarien entworfen. Mehr als ein Schnellschuss war trotzdem nicht drin. In der zweiten Pressemitteilung, der von 12.30 Uhr, hieß es daher: „Alper (Kayabunar) hat die nötige Erfahrung aus mehr als 100 Spielen in der Regionalliga und vier Spielen der 3. Liga gesammelt. Zudem konnte er mit seiner Arbeit bei der U 21 sowohl fachlich als auch menschlich überzeugen.“

Und nach der Übergangszeit Paula/Kayabunar? Gehandelt als 1860-Boss in spe wird Torjäger-Idol Benny Lauth. Zu erwarten ist, dass erst der Chefsessel der KGaA neu besetzt wird – und danach der Stuhl des Cheftrainers. Die Rufe nach Köllner dürften lauter werden. Der Oberpfälzer steht für die beste Phase, die 1860 als Drittligist hatte. Zweimal Platz vier – eine Tabellenregion, die für die aktuelle Mannschaft unerreichbar ist, wenn sie so weiterspielt wie in Rostock (1:2), gegen Hoffenheim (1:5) und in Aue. Ex-Trainer Glöckner beschied dem Team trotz der Auflösungserscheinungen einen guten Charakter. „Die Jungs haben sich aufgeopfert, haben alles reingeschmissen“, sagte er: „Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen!“ULI KELLNER

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