Sechs Tage ist es her, da spielten die Löwen im „Himmel der Bayern“, dem Hackerzelt, eine heile 1860-Welt vor. Sportchef Christian Werner bestieg die Empore an der Seite von Patrick Glöckner, dem von Hoffenheims Talenten blamierten Trainer. Zusammenhalt sollte das demonstrieren – obwohl in den Zwischentönen der Statements gegenseitige Skepsis rauszuhören war. Krise auf dem Platz, Eiszeit in der Sportlichen Leitung. Nach dem 0:2 in Aue folgte der große Knall: Beide mussten gehen!
Tabula rasa durch das neue Präsidium um Gernot Mang, der schon nach dem 1:5 gegen Hoffenheim auf Attacke geschaltet hatte. „Wir entwickeln uns rückwärts“, hatte der Vorarlberger gesagt – und Recht behalten mit seiner Einschätzung: Dritte Niederlage in Folge, das Team erneut ohne Plan und Biss. Zwischenfazit: Die Löwen haben nach acht Spieltagen weniger Punkte als vor einem Jahr unter Giannikis.
Nur einmal in der 3. Liga sind die Löwen noch schlechter aus den Startlöchern gekommen. Der Unterschied: Diesmal galt 1860 als Aufstiegsfavorit, wollte mit den Rückkehrern Kevin Volland und Florian Niederlechner eine Erfolgsstory schreiben. Stattdessen ist nun das Chaos zurück an der Grünwalder Straße – mit dem Ergebnis, dass plötzlich NLZ-Chef Manfred Paula in der Verantwortung steht. Nicht als großer Hoffnungsträger, sondern weil er der einzige leitende Angestellte ist, der zumindest ein bisschen Profierfahrung vorweisen kann.
Eine Negativentwicklung, die sich 1860-typisch im Zeitraffer vollzog. Das Spezielle daran: Während Glöckners Freistellung überfällig war und den Mechanismen der Branche folgt, ist das Aus für Werner Ausdruck einer hypernervösen Gesellschafterriege. Vor der Saison hatte Mang noch geschwärmt: „Da hat Christian Werner echt einen super Kader zusammengestellt.“ Viele Fans hätten das unterschrieben – und auch aus Expertenkreisen gab es Lob für seine Transferpolitik. Was Werner allerdings weniger gut konnte, waren Trainer. Letztes Jahr zu lange an Giannikis festgehalten, dieses Jahr an Glöckner. Menschlich spricht das für ihn, sportlich war es ein Fehler, auf dem Trainertransfermarkt nicht ebenfalls ins höchste Regal zu greifen.
Wie es nun weitergeht? Zunächst ist Paula gefordert, vom Naturell her kein Mann fürs Rampenlicht. Er muss den Cheftrainer finden, den schon viele bei 1860 gesucht haben: mit Löwen-Leidenschaft, Erfahrung – und der Fähigkeit, sofort die Wende einzuleiten. Die braucht Mang schon wegen seiner Ausbau-Pläne fürs Grünwalder Stadion. Nichts ist OB Reiter mehr zuwider als Löwen, die als Chaosverein auftreten. Die gute Nachricht: Noch sind in der 3. Liga 30 Spiele zu spielen, und zumindest der Relegationsplatz bleibt in Reichweite. Die schlechte: Schon am Mittwoch werden die nächsten drei Punkte vergeben. Verdammt wenig Zeit für die Fülle an Problemen, die zu lösen sind.