Finales Dokument eines spektakulären Fußballabends: Nach dem 0:6-Rückstand gelang der Borussia noch eine kleine Aufholjagd. © dpa/Federico Gambarini
Mönchengladbach – Der Zehn-Tore-Wahnsinn hatte auch bei Roland Virkus Spuren hinterlassen. „Ich bin seit mehr als 30 Jahren in diesem Club, so eine erste Halbzeit habe ich noch nie erlebt“, schimpfte der angezählte Sport-Geschäftsführer von Borussia Mönchengladbach nach dem über lange Zeit desolaten Auftritt seiner Mannschaft beim verrückten 4:6 (0:5) gegen Eintracht Frankfurt: „Wir müssen uns natürlich schnellstmöglich alle hinterfragen, inklusive meiner Person, was da in der ersten Halbzeit passiert ist.“
Virkus selbst war schon während der Begegnung, bei der Gladbach bereits kurz nach der Pause nach einer indiskutablen Vorstellung 0:6 (!) zurücklag, ein eisiger Gegenwind ins Gesicht geblasen. „Virkus raus“, schallte es deutlich aus der Heimkurve. „Wenn eine Mannschaft 0:6 hinten liegt, dann werden Schuldige gesucht. Das ist leider in unserer Gesellschaft so“, sagte Virkus: „Der Trainer ist weg, es fokussiert sich alles auf den sportlich Verantwortlichen oder auf denjenigen, der in der sportlichen Führung ist.“
Natürlich freue ihn das nicht, „aber es ist normal heutzutage, deswegen muss man damit umgehen. Und das tue ich“, sagte Virkus. Im Sport1-Doppelpass bekräftigte er seine „Loyalität“ zum Verein: „Der Club ist größer als jeder Mensch, der für ihn arbeitet.“
Im Gegensatz zu Virkus erhielt Polanski, der auch im wichtigen Spiel am kommenden Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) gegen den SC Freiburg auf der Trainerbank sitzen wird, trotz des saisonübergreifend zwölften Ligaspiels in Serie ohne Sieg und dem Absturz auf Platz 18 aus allen Richtungen Zuspruch – und wurde mit Sprechchören von den Fans gefeiert.
„Das freut mich natürlich persönlich, bringt uns als Team erst mal wenig“, sagte der Coach, der nach der Trennung von Gerardo Seoane übernommen hatte. „Man will eine Entwicklung sehen in der Mannschaft, die hat man heute in der ersten Halbzeit nicht gesehen, in der zweiten ab der 60. Minute dann schon. Und deswegen gehen wir auf jeden Fall in das nächste Spiel mit Eugen“, sagte Virkus, der zudem ankündigte, dass man in der Länderspielpause „schnellstmöglich an den Dingen arbeiten“ werde. Erstmals seit zehn Jahren ist die Borussia wieder Tabellenletzter..
Eintracht Frankfurt fühlt sich derweil bereit für das Highlight in der Champions League bei Atletico Madrid – und erwartet einen aufschlussreichen Abend. „Man wird sehen, wie weit wir wirklich sind, das ist das Schöne“, sagte Sportvorstand Markus Krösche nach dem wilden 6:4 in Mönchengladbach mit vier Gegentreffern am Stück. Die junge Eintracht-Mannschaft solle in Spaniens Hauptstadt „eine gute Leistung bringen, vielleicht sogar etwas mitnehmen“, sagte Krösche: „Und es wird über 90 Minuten auch ein Lernprozess sein, weil wir gegen eine Mannschaft spielen, die die Champions League seit Jahren kennt. Ich bin voller Vorfreude.“SID