Wie schnell sich das Fußball-Business drehen kann – nun ja, niemand kann davon ein besseres Lied singen als die Münchner Löwen. Während keinen Kilometer Luftlinie entfernt beim TSV 1860 nach fulminantem Saisonstart plötzlich sowohl ein Trainer als auch ein sportlich Hauptverantwortlicher fehlt, wird allerdings auch der Kader des FC Bayern einen Monat nach dem Ende der Transferfrist plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen. Nicht zu klein und wenig qualitativ, sondern so gut zusammengestellt wie schon lange nicht mehr. Den Bossen gefällt natürlich ungemein, dass auf dem Platz genau das passiert, was sie mit lobenden Worten von außerhalb unterstreichen: Die Verletzten werden bestens kompensiert, die Jungen nutzen ihre Chancen, die Rotationsmaschinerie läuft – und Harry Kane macht Harry-Kane-Sachen. In Dauerschleife, auch gestern Abend auf Zypern.
In der Tat sieht das alles – Stand Herbst 2025 – sehr gut aus. Und in der Tat ist es faszinierend, was der nach den beiden Oldie-Torhütern Manuel Neuer (39) und Sven Ulreich (37) älteste Spieler im Team von Vincent Kompany da derzeit abspult. Die simple Hochrechnung mit Blick auf zehn Treffer in fünf Bundesliga-Spielen ergibt: Der 32-Jährige steht nach zehn Partien bei 20 und hat den Bundesliga-Rekord von Robert Lewandowski (41) schon nach 25 Spielen „locker“ pulverisiert. Zumindest dann, wenn der Fußball plan- und berechenbar wäre.
Dass er das nicht ist, weiß Kanes prominenter Vorgänger. Auch über den zwei Mal zum Besten der Welt gewählten Stürmer wurde im Herbst in aller Regelmäßigkeit als „der beste Lewy aller Zeiten“ geschrieben, ehe er mit zunehmendem Alter in der Crunchtime der Saison regelmäßig ausfiel. Was der Körper tut, vermag man nicht vorherzusagen – sowieso aber zielt der rein sportliche Vergleich zwischen den beiden Superstürmern der jüngsten Bayern-Vergangenheit zu kurz. Lewandowski war ein topprofessioneller Fußballer und sehr guter Torjäger, Kane ist viel mehr. Kein Egoshooter, sondern ein Teamplayer. Unglaublich wichtig für das Gefüge, auch neben dem Platz.
Ihm die Tür für eine Verlängerung früh aufzumachen – wie von Max Eberl vor dem Spiel beim FC Pafos geschehen – war logisch wie richtig zugleich. Noch wichtiger wäre es, ihn wirklich zu binden. Verlässliche Konstanten sind in dieser schnelllebigen Welt keine Selbstverständlichkeit mehr. Aber man braucht sie – siehe Löwen –, um dauerhaft erfolgreich zu sein.