Münchens Abwehr sperrangelweit offen: Matt White trifft für Wolfsburg. © kolbert-press
München – Gegen Wolfsburg hat der EHC Red Bull München im SAP Garden bisher gerne gespielt. Die Grizzlys waren das erste DEL-Team, das in der vor einem Jahr eröffneten Arena antrat, ein zweites Mal kamen sie am Silvester-Vorabend. Es war jeweils ausverkauft (10776), der EHC gewann. Im ersten Aufeinandertreffen der alten Rivalen in der neuen Saison stellte sich alles anders dar: Die Besucherzahlen sind zurückgegangen (am Freitagnachmittag 8091) – und München erlebte eine bittere Niederlage: 5:7 (0:3, 2:2, 3:2). Zweimal hatte der EHC schon sechs bekommen.
Im deutschen Eishockey sprechen auch die einheimischen Spieler gutes Englisch, weil es die Kabinensprache ist, sie haben die Fachbegriffe drauf. Einer, den Fabio Pfohl, gebürtiger Waldkraiburger, Verteidiger bei Wolfsburg, in seiner Analyse bemühte, lautete: „Foot Races“. Diese, merkte er an, habe sein Team meist gewonnen.
Wenn die schnelleren Füße entscheiden, wenn zwei rivalisierende Cracks den gleichen Weg zum Ziel haben, aber einer den anderen distanziert: So fielen die Wolfsburger Tore in einem ersten Drittel, das sich für München anfühlte wie ein einziges Inferno. Das hausintern vorgeschriebene „Red-Bull-Hockey“ verpuffte völlig, weil die Zweikämpfe gegen die Grizzlys verloren gingen, diese, sobald sie den Puck hatten, schnell umschalteten und präzise Pässe aus der Abwehr hinein in die Münchner Abwehrschnittstellen spielten. „Wir wollten aus unserer Abwehrzone herauskommen, nicht warten und das Spiel an uns reißen“, erläuterte Fabio Pfohl den Matchplan. Oft spielte er die Scheiben nach vorne, wo Matt White sich davonmachte. Oder Julian Chrobot. Oder im zweiten Drittel dann auch Timo Ruckdäschel. Dazu kam individuelle Indisponiertheit in der EHC-Defensive: Ville Pokka, Konrad Abeltshauser, Maxi Daubner, Dillon Heatherington – Torwart Marhias Niederberger war das Opfer, aber halt auch selbst nicht gut.
Schon früh kam ein empörtes „Wir wollen euch kämpfen sehen“ aus der Münchner Fankurve – unterbrochen von Anflügen der Hoffnung, als gleich zu Beginn des zweiten Drittels das 1:3 (offiziell McKenna, tatsächlich Eigentor von Björn Krupp) und das 2:4 durch Chris DeSousa glückten. Doch dann gewannen die Wolfsburger die nächsten Foot Races.
Yasin Ehliz riet fürs letzte Drittel: „Alles aufs Tor schmeißen, aber hinten aufpassen.“ Die verstärkte Vorwärtsbewegung führte zu einer Aufholjagd mit Treffern von Eisenschmid (3:6/45.), Ehliz selbst (4:6/47.) und Hirose (59./5:6). Dann der Empty-Netter zum 5:7 (Pfolh) – Ende.GÜNTER KLEIN