Der Fußball-Philosoph wird 70

von Redaktion

Jorge Valdano ist fertig mit der Welt. In der 81. Minute haben diese unbeugsamen deutschen Fußball-Maschinen, die im brüllenden Aztekenstadion aus allen Richtungen in Knöchelhöhe angeflogen kommen, mit ihren furchteinflößenden Namen wie Ditmar Jakobs, Hans-Peter Briegel oder Karlheinz Förster, zum 2:2 ausgeglichen. Rudi Völler war‘s! Valdano steht im WM-Finale 1986 gebrochen zum Anstoß bereit – sicher, „nun gefressen zu werden. Wir waren tot.“

Da aber kommt Diego Maradona zu ihm, mit sanfter Stimme im Tosen von Mexiko-Stadt: „Ganz ruhig, Jorge. Wir gewinnen.“ Und so geschieht es. „Wenn ich an Diego denke“, sagt Valdano Jahrzehnte später, „habe ich ein Lächeln auf den Lippen.“ Kurz vor seinem 70. Geburtstag am Samstag erinnert sich der große Intellektuelle des argentinischen Fußballs, als wäre es gestern gewesen.

Valdano, einst Stürmerstar bei Real Madrid, danach dort Trainer, Sport- und Generaldirektor, wird den Fußball wohl nie loslassen, obwohl er die modernen Auswüchse hasst. Die Klub-WM, das neue Champions-League-Format, VAR – für ihn ist das alles Zirkus und Betrug am reinen Sport, der immer noch mit zwei Jacken als Pfosten und einer Coladose gespielt werden kann. Warum also Fußball? Immer noch? „Um ein emotional volleres Leben zu haben. Um besser zu leben“, sagt Valdano.IMAGO

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