Tom Bischoff mit Freundin Josefine Scholl. © Hassenstein/FCB
Accessoires im Nieselregen: Olise mit Sonnenbrille, Musiala mit Hut. © Balk/dpa
Tabellenführer-Tänzchen: Bayern erledigt auch die Auswärtsaufgabe in Frankurt souverän und ließ dem Gastgeber beim 3:0 keine Chance. © Dedert/dpa
Alles im Griff: Coach Vincent Kompany mit Frau Carla.
Wiesn-Selfie von Minjae Kim (li.). © Instagram
Prost im Käferzelt! Die Kimmichs, die Laimers und die Kanes (von links nach rechts). © Hassenstein/FCB
Frankfurt – Das Setting für den Wiesn-Besuch war schon seit dem Vorabend so überragend, dass selbst das nasskalte München den grinsenden Gesichtern der feschen Bayern-Stars nichts anhaben konnte. Kein weiß-blauer Himmel über der traditionellen „Käfer“-Runde am Abschlusstag? Egal! Denn wer inklusive des beeindruckenden 3:0 (2:0) im Topspiel bei Eintracht Frankfurt nun sechs Liga- und zehn Pflichtspielsiege hintereinander auf dem Konto, zum ersten Mal nach sechs Spieltagen 25 Treffer erzielt und ganz nebenbei Verfolger Borussia Dortmund auf vier Punkte abgehängt hat, braucht keine Sonne, um zu strahlen. Das Motto des Sonntags: Ein Hoch auf uns!
„Sehr groß“ war die Vorfreude laut Sportvorstand Max Eberl schon gut 16 Stunden vorher gewesen, als der Tross die Frankfurter Arena in Richtung München verlassen hatte. Denn schon da wusste man: Hätten Vincent Kompany und Co. mit ihren Frauen und den Bayern-Bossen tatsächlich auf all das angestoßen, was derzeit rund läuft beim Tabellenführer – das Oktoberfest hätte verlängert werden müssen. Ein Prosit auf die bestandene Reifeprüfung beim früheren Angstgegner! Ein Prosit auf ein Team, über das Kapitän Manuel Neuer sagt, es sei „eine der besten Bayern-Mannschaften, für die ich gespielt habe“! Ein Prosit auf Doppelpacker Luis Diaz (1./84.) und Rekordmann Harry Kane (27.)! Ein Prosit auf das Mannschaftsgefüge! Und ein Prosit der Gemütlichkeit sowieso!
Die bunten Bilder zwischen Maßkrügen und Wiesn-Herzen zeigten: Jeder genoss den Termin, der oft schon eher Pflicht als Vergnügen gewesen war. Diesmal ging von den Holztischen die Stimmung aus, die man derzeit auch auf und neben dem Platz verspürt. „Es macht gerade einfach mega Spaß“, sagt Serge Gnabry. Ähnlich sieht es Joshua Kimmich, der sich „alle drei Tage auf die Spiele“ freut und in Frankfurt grinsend erklärte: „Ich kann euch sagen, dass das nicht selbstverständlich ist.“ Vor allem jene Spieler, die unter Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel agiert haben, merken nun eine „enorme Energie“ (Kane): „Wir sind gerade dabei, hier etwas aufzubauen.“
Das gelingt so gut, dass die Liga sich spätestens seit Samstag fragt: Wer soll diese Bayern stoppen? Leipzig zum Start war es nicht, die Heim-Macht Frankfurt war der funktionierenden Kompany-Truppe in allen Belangen unterlegen. Der sichtlich glückliche Coach sprach nach dem 90 Minuten vor 59 500 Zuschauern von einer „guten Mischung zwischen stabil bleiben und im Spiel wachsen“, hieß übersetzt: Stets an sich glauben. Gelingt es dem BVB nach der Länderspielpause in zwei Wochen nicht, die Münchner Siegesserie im „Clasico“ (18.10.) reißen zu lassen, wären die Bayern auf sieben Punkte enteilt. Es wirkt, als könne man die Meister-Wetteinsätze schon jetzt auszahlen.
Selbst Kimmich gab zu, vor dem Spiel „auf mehr Spektakel gehofft“ zu haben. Im Vergleich zum wilden 3:3 im Vorjahr in Frankfurt sieht man die Entwicklung des Teams genau. Die „flippernde erste Halbzeit“ (Eberl) hat man dank eines Blitz-Treffers und eines Kane-Geniestreichs überstanden, in der zweiten dann war Bayern dominant. Dazu der Trainer, der längst mit Triple-Macher Jupp Heynckes verglichen wird. Er selbst hört das nicht gerne. Aber Eberl erinnerte mit Blick auf das dramatische Ende der Club-WM (Viertelfinal-Aus und Musiala-Verletzung) gerne daran, dass bittere Momente viel Energie freisetzen können. Wie das Finale dahoam vor dem Triple 2013.
Was der Sportvorstand dann ausrief, klang fast wie eine Warnung: „Wir haben gelernt! Die Mannschaft hat gelernt! Aber die Mannschaft hat auch Lust.“ Darauf erstmal ein Bierchen. Oder zwei.HANNA RAIF, MANUEL BONKE