Erst leiden, später jubeln: Miroslav Klose ging bis zum späten Siegtreffer in Düsseldorf durch eine emotionale Hölle. © IMAGO
Düsseldorf – Nach seinem gewonnenen Endspiel war Miroslav Klose emotional völlig losgelöst und scherzte nach der wilden Achterbahnfahrt beim Auswärtssieg in Düsseldorf: „Ich brauche bald einen Herzschrittmacher.“
Der Fußball-Weltmeister von 2024 entwickelt sich als Trainer des 1. FC Nürnberg zum Überlebenskünstler. Aber vielleicht taugt das 3:2-Spektakel ja endlich zum Wendepunkt in dieser Zweitliga-Saison.
Allerdings blieb Klose da defensiv: „Ich will mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen“, sagte er, „weil ich das schon gegen Bochum gedacht habe.“ Und auf den ersten Saisonsieg folgte ein 0:3 gegen Hertha BSC, das Klose mehr denn je um seinen Job bangen ließ.
Die mehr als 100 Minuten inklusive XXL-Nachspielzeit gegen die Fortuna waren jedoch ein klares Votum dafür, dass der prominente Trainer und seine im Sommer erneut umgebaute Mannschaft menschlich harmonieren und eine gemeinsame Zukunft haben können. Es steckt durchaus Potenzial in dieser Verbindung.
„Es war brutal intensiv, auch was die Emotionen angeht“, sagte Klose. „Die Mannschaft hat total Moral bewiesen. Sie spielt trotz allem Druck, der da war, Fußball und findet spielerische Lösungen. Ich bin unheimlich glücklich über diesen Auswärts-Dreier. Wir konnten uns endlich mal belohnen.“
Zweimal führte Kloses Elf durch Raphael Lubach (25. Minute) und einen Elfmeter von Julian Justvan (80.), zweimal schlug die Fortuna durch Anouar El Azzouzi (67.) und Christian Rasmussen (83.) zurück. Aber die letzte Antwort hatte der Club in Person von Finn Ole Beckers Siegtor in der 85. Minute. Auch die XXL-Nachspielzeit von 13 Minuten überstand Kloses Team danach.
Es war auch ein Erfolg des internen Zusammenhalts. Klose trotzte dem Druck, bot exakt die Elf auf, die gegen Hertha verloren hatte. Er widerstand jeglichem Aktionismus. „Ich bleibe bei meinem Weg und werde mich nicht verstellen.“
Nach dem Schlusspfiff umarmte er jeden, der seinen Weg kreuzte. Er herzte sich mit Sportvorstand Joti Chatzialexiou. Torschütze Lubach, seine falsche Neun, stemmte er sogar auf seine breiten Schultern. „Wenn ich Spieler umarme und wir beide feuchte Augen haben, ist das genau das Richtige“, sagte Klose.
Klose freilich weiß, dass sieben Punkte aus acht Partien nicht ausreichen, um dauerhaft in Ruhe arbeiten zu können. „Wir müssen Ergebnisse liefern“, sagte er. Das nächste Spiel gegen Holstein Kiel steht aber erst am 19. Oktober an. „Es tut mal gut, jetzt eine Länderspielpause zu haben.“ Zum Faulenzen? Nein, sagte Klose, „um an Details zu arbeiten“.DPA