Bambi will die Beste werden

von Redaktion

Leana Grozer (18) geht ihren Weg und erinnert an Papa „Hammerschorsch“

Inniges Verhältnis: Papa und Tochter 2015. © imago

Die Meistermacherin: Im Finale gegen Dresden war Grozer (r.) die Schlüsselfigur. © IMAGO

Zusammen zu den Olympischen Spielen? Dieser Traum treibt Papa Georg auch im fortgeschrittenen Sportleralter von 40 Jahren noch an. © Höfel/IMAGO

Schwerin – Der Mittagsschlaf zwischen zwei anstrengenden Trainingseinheiten ist gerade erst vorbei, doch von Rest-Müdigkeit ist bei Leana Grozer wenig zu spüren. Mit großer Klarheit formuliert Deutschlands größtes Volleyball-Talent seine Ambitionen für die Saison. „Ich will ein entscheidender Spieler sein und viel Verantwortung übernehmen können“, sagt die Außenangreiferin vom deutschen Meister SSC Palmberg Schwerin.

Sie wolle „vor allem diesen emotionalen Part auf dem Feld und im Training übernehmen und mit dem Team auf jeden Fall alles gewinnen, was möglich ist“, sagt die erst 18 Jahre alte Tochter von Deutschlands Ausnahmespieler Georg „Hammerschorsch“ Grozer (40) selbstbewusst. Am Sonntag (16.00 Uhr/Dyn) starten die Schwerinerinnen als Titelverteidigerinnen in Münster in die Bundesliga.

Grozer spielte bei der ersten Meisterschaft des Clubs seit 2018 eine Schlüsselrolle, wurde in zwei Finalspielen gegen Dresden zur wertvollsten Spielerin gewählt. „Leana hat natürlich eine gewaltige Entwicklung genommen“, sagt ihr Trainer Felix Koslowski. Oder wie es die Außenangreiferin selbst mit Understatement ausdrückt: „Das war schon ganz cool, die Saison.“ Grozer sollte eigentlich mit Spielpraxis langsam an das Niveau der Liga herangeführt werden. Doch nach Verletzungen bei den niederländischen Nationalspielerinnen Nova Marring und Fleur Savelkoel kam es anders. „Aber sie hat die Herausforderung angenommen und ich glaube, das ist genau, was sie auszeichnet“, sagt der Trainer.

Die Schweriner wollen die 18-Jährige, die noch liebevoll „Bambi“ gerufen wird, einerseits vor Druck schützen, wissen aber andererseits auch, welch riesiges Talent sie haben. „Die Erwartungshaltung auf Leana wird mit Sicherheit riesengroß werden in der kommenden Saison“, sagt Koslowski.

Im Sommer gab es erste Rückschläge: Eine Verletzung und zwei Lebensmittelvergiftungen warfen sie zurück und verhinderten die WM-Teilnahme – sogar ein Krankenhausaufenthalt war nötig. „Ich habe vier Kilo abgenommen und musste wieder bei Null anfangen“, sagt Grozer. Jetzt ist sie wieder fit und will angreifen.

Auf dem Feld muss man bei Leana Grozer unweigerlich oft an ihren Vater denken. Nicht nur wegen der Durchschlagskraft im Angriff, sondern auch der mentalen Stärke. „Das hat sie besonders in der Finalserie gezeigt, dass sie dann in gewissen Momenten einfach einen Unterschied machen kann und die Mannschaft sogar emotional mitnehmen kann, trotz ihres jungen Alters“, sagt Koslowski.

Für die 18-Jährige passiert das ohne Zwang. „Es kommt ein bisschen auf den Typ an, aber bei mir kommt es wirklich sehr frei und ich versuche immer Energie reinzubringen“, sagt sie. Von Vater Georg gibt es immer Feedback und auch Unterstützung, wenn es mal nicht so läuft. „Ich habe wirklich eine so enge und gute Connection mit meinem Papa, dass ich mit ihm über alles reden kann und er mir auch alles sagt“, sagt die Außenangreiferin.

Für die 18-Jährige geht es jetzt auch darum, alles auf das Profileben einzustellen. Das beginnt mit der körperlichen Entwicklung. Auch da taugt der Vater als absolutes Vorbild, der auch dank disziplinierte Sonderschichten im Kraftraum immer noch auf höchstem Niveau spielt. Bleibt Leana Grozer gesund, traut man ihr nicht nur in Schwerin eine große Karriere zu. „Dann glaube ich, dass sie die Weltspitze erreichen wird“, sagt VBL-Geschäftsführerin Kim Oszvald-Renkema.

Bei allen Hoffnungen, die der deutsche Volleyball in Grozer setzt, hat sie selbst vielleicht die größten Erwartungen an sich. Als „emotionale Leaderin“ will sie mit dem Nationalteam zu Olympia 2028 in Los Angeles. „Und im Verein: Auf jeden Fall irgendwann in Italien spielen und einfach irgendwann die Beste sein“, sagt sie mit einem Lachen.DPA

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