ZUM TAGE

Bitte nicht noch mehr „Mammut“!

von Redaktion

WM mit 64 Mannschaften?

Der Kreislauf der Fußball-Welt ist relativ logisch aufgebaut. Nach der Klub-WM ist vor der WM. Nach der WM ist vor der EM. Dazwischen ein bisschen Nations League oder FIFA-Interkontinentalcup, flankiert von Ligen, Pokalwettbewerben, Conference, Europa und Champions League. Noch was vergessen? Dann ist es in all dem untergegangen, was die Flut an Wettbewerben traditionell begleitet: der Schrei nach noch mehr. Nur dass das olympische Motto „Citius, altius, fortius“ (schneller, höher, stärker) in den Verbänden der Fußballblase nicht in seiner ursprünglich sportlich gemeinten Form angewandt wird.

Es kommt nicht überraschend, dass es jetzt mal wieder so weit ist. Die Debatten über die Sinnhaftigkeit eines Turniers in sechs Ländern – wie die WM 2030, die in Portugal, Spanien, Marokko, Argentinien, Uruguay und Paraguay ausgetragen wird –, sind gerade verstummt, da geht es längst um den nächsten Wahnsinn. Denn berücksichtigt die FIFA den Wunsch der südamerikanischen Gastgeber, soll die Endrunde in fünf Jahren nicht mit 48, sondern gleich 64 Teams ausgespielt werden. Der Gedankengang dahinter ist klar: Die drei Länder, die aus eher nostalgischen Gründen (WM 1930) drei Eröffnungsspiele austragen dürfen, wünschen sich mehr Rampenlicht. Und wenn am Ende halt nicht „nur“ 104, sondern gleich 128 Partien angesetzt werden, bleibt für jeden ein bisschen mehr vom Kuchen.

Der Vorschlag steht nun im Raum – und wird ernsthaft geprüft. Und auch wenn es erfahrungsgemäß wenig bringt, die Hände über den Kopf zusammenzuschlagen und über die FIFA zu schimpfen: Diesen Irrsinn nicht zu benennen, wäre fataler. Hat man rund um die neue Klub-WM, die im Sommer in den USA ihre Premiere erlebte, durchaus noch Pro-Argumente finden können (keine Mehrbelastung durch Wegfall des Intercontinental-Cups, gerechtere Aufteilung zwischen Club- und Verbandswettbewerben), fehlt nun jegliche Grundlage. Schon 48 Mannschaften, wie im kommenden Jahr beim US-Turnier, sind zu viel. Alles „on top“ ist kommerziell geleiteter Aktionismus.

Ja, die deutschen Fans neigen dazu, Neues abzulehnen und schwarz zu malen. Aber sich in den Jasager-Kosmos rund um die Strahlemänner der Branche einzureihen, kann nicht die bessere Lösung sein. In einer Woche, in der die UEFA bereits die Verlegung von Spielen der europäischen Topligen nach Perth und Miami gebilligt hat, muss man klar sagen: Bitte nicht noch mehr!

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