Das Los der Zwischenlösung

von Redaktion

Was Oliver Baumann zu den Spekulationen um Neuer sagt

Einer, der selten im Fokus steht: Oliver Baumann. Jedes seiner bisherigen Länderspiele war solide. Doch wahrscheinlich wird er keine dauerhafte Nummer eins im DFB-Tor sein. © dpa/Federico Gambarini

Herzogenaurach – Es wird das siebte Länderspiel von Oliver Baumann sein, und es findet dort statt, wo er in der Bundesliga regelmäßig seinen Job verrichtet: in Sinsheim, der Heimstatt der TSG Hoffenheim. Die verhältnismäßig kleine Arena (zwischen 25000 und 30000 je nach Bestuhlung) bekommt selten ein DFB-Match, und bei Baumann hat es sich erst im Herbst 2024 ergeben, dass er öfter im Nationalmannschafts-Tor stehen darf. Eine glückliche Fügung also: Der Applaus für den Lokalmatador wird auf ihn niederprasseln. Seit Mittwoch ist sein Einsatz gesichert, die Tage zuvor hatte ihm Übelkeit zugesetzt, weswegen Bundestrainer Julian Nagelsmann vorsichtshalber im Freiburger Noah Atabolu einen weiteren Keeper neben Alexander Nübel und Finn Dahmen ins Trainingsquartier nach Herzogenaurach einbestellt hatte.

An den bisherigen Länderspielen von Oliver Baumann hat es nichts auszusetzen gegeben. Auch in der Bundesliga gilt er als Bank, die Nerds, die Podcasts zur Torhüterposition betreiben oder Internetseiten mit Insider-Content befüllen, sind sogar der Meinung, er sei lange schon der kompletteste Mann zwischen den Pfosten. Doch im DFB-Team ist sein Status der einer Nummer eins in Vertretung. Er ist die klassische Zwischenlösung, einer, der die Zeit zwischen den großen Besetzungen überbrückt.

Marc-Andre ter Stegen ist zugesagt, dass er die Nummer eins für das nächste große Turnier sein wird, da fühlt sich quasi der gesamte DFB in der Schuld, ihn zu entlohnen für die lange Wartezeit hinter Manuel Neuer. Ter Stegens derzeitige Situation als verletzt und beim FC Barcelona aus Gründen der Budgetgestaltung auch nicht mehr erwünschte Besetzung sichert Baumann beim DFB erst einmal bis Jahresende ab – und sollte ter Stegen ab dem neuen Jahr keinen Platz gefunden haben, an dem er die von Bundestrainer Nagelsmann eingeforderte Spielpraxis nachweisen kann, verbessern sich Oliver Baumanns Aussichten, die WM zu spielen. Allerdings: Es flammen, vor allem für den Fall, dass ter Stegen nicht fit werden sollte, wieder Gerüchte um Manuel Neuer auf. Wie findet Baumann, dem man überhaupt nichts Schlechtes nachsagen kann, das?

Er überlegt ein paar Sekunden, dann sagt er: „Dadurch dass es von außen kommt, bleibt es für mich auch draußen. Intern ist alles klar.“ Intern wird Baumann geschätzt, doch es gibt niemanden, der sich gegen ein Comeback von Neuer stellen würde. „Manu wünscht man sich immer im Tor“, erklärt Neuers Münchner Teamkollege Aleksandar Pavlovic. „Ich hatte das Glück, mit ihm zwei Turniere zu spielen. Er hat mir geholfen, in der Nationalmannschaft anzukommen und ist ein Supertyp auf und neben dem Platz“, ergänzt der Leipziger David Raum. Letztlich findet ja sogar Oliver Baumann seinen Vorvorgänger beim DFB gut: „Viele haben mal einen Peak in der Karriere. Dass Manu mit 39 noch so gut spielt und sein Level hält, ist outstanding. Und das hat auch für mich Vorbildfunktion.“

Was ihm da in Herzogenaurach durch den Kopf ging, drängte Baumann, mit 35 ebenfalls in gesetztem Alter, aber zurück. „Man kann natürlich ein halbes Jahr vorausblicken, aber ich bin ein Freund davon, die Ziele nah zu stecken – und das sind erst einmal die beiden Länderspiele.“ In Sinsheim (Freitag, 20.45 Uhr) gegen Luxemburg, am Montag in Belfast. Er freut sich jetzt auf Hoffenheim und auf viele Freunde, die ihn unterstützen werden. Für ein Spiel in gewohnter Oliver-Baumann-Sachlichkeit.GÜNTER KLEIN

Artikel 1 von 11