Redebedarf: Die geschlagenen Bayern-Frauen suchen nach Antworten. © IMAGO
Kamen aus dem Jubeln gar nicht heraus: Gleich sieben Treffer gelangen Barca. © IMAGO
Eine Klasse zu hoch: Barcelonas Ewa Pajor traf gleich doppelt – Bayerns Frauen konnten nur staunen. © IMAGO
Barcelona – Am Ende eines bitteren Abends bewiesen die Fans der Frauen des FC Bayern ein feines Gespür. Die rund 100 mitgereisten Anhängerinnen und Anhänger spendeten der Mannschaft einen langen und aufmunternden Applaus, während die Spielerinnen mit hängenden Köpfen auf dem Rasen des Estadi Johan Cruyff standen. In den 90 Minuten zuvor waren die Bayern-Frauen vom FC Barcelona vorgeführt worden, der mit so großen Hoffnungen erwartete Start in die Champions League endete mit einem 1:7-Debakel.
„Das war keine akzeptable Leistung und das ist kein akzeptables Ergebnis für unsere Ansprüche“, sagte Trainer José Barcala: „Es ist sehr enttäuschend. Wir wollten dominante Phasen haben und aggressiv auftreten.“ Noch bei seinem Amtsantritt im Sommer hatte der Spanier prophezeit, dass er „sehr sicher“ sei, „dass Bayern München sehr bald die Champions League gewinnen wird“.
Der Plan, Barca mit hohem Pressing und physischem Spiel zu begegnen, ging zu keinem Zeitpunkt auf. Die Spanierinnen erarbeiteten sich mit feinen Kombinationen Chance um Chance, die Bayern-Frauen bekamen keinen Zugriff. Barcelona bestrafte jede Nachlässigkeit konsequent, ein Fehlpass von Klara Bühl führte zum frühen 0:1 durch Alexia Putellas (4.). Ewa Pajor (12., 56.), Esmee Brugts (27.), Salma Paralluelo (45.+1) und Clàudia Pina (88., 90.+2) schossen den Sieg heraus, Bühl (32.) konnte nur verkürzen. „Jede von uns muss in sich gehen und reflektieren, wir müssen besser werden“, forderte Innenverteidigerin Magdalena Eriksson.
Gegen die wohl beste Mannschaft der Welt musste eine Niederlage zum Start in die Ligaphase der Champions League einkalkuliert werden, die Art und Weise war jedoch erschreckend. Schließlich hatten sich die Bayern-Frauen selbst zum Ziel gesteckt, das Halbfinale oder sogar das Finale zu erreichen. Nun mussten sie wieder erfahren, dass es gegen die absoluten Top-Teams Europas wenig zu holen gibt. Bereits im Frühjahr war die Mannschaft im Viertelfinale der Champions League gegen Olympique Lyon deutlich unterlegen.
Auch für die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga verheißt es nichts Gutes, wenn die souveränen Double-Siegerinnen eine derartige Niederlage kassieren wie der FC Bayern am Dienstagabend. „Wir müssen jetzt zusammenstehen und daran arbeiten, uns zu verbessern und die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Wir müssen besser werden, das ist die Realität“, sagte Barcala.
Viel Zeit zum Grübeln bleibt nicht, bereits am Samstag steht das Bundesliga-Spitzenspiel beim VfL Wolfsburg (15 Uhr) an, am Donnerstag darauf das CL-Heimspiel gegen Juventus Turin (21 Uhr). Mit zwei Siegen könnten sich die Bayern-Frauen wieder auf Kurs bringen. Sollten die Ergebnisse aber nicht stimmen, dann dürfte auch der aufmunternde Applaus ausbleiben.CHRISTIAN STÜWE