„Ich will keine Schwäche zeigen“

von Redaktion

EHC-Keeper Niederberger gerät unter Druck – Neuer Konkurrent Bibeau

Zu oft schlägt es hinter ihm ein: Mathias Niederberger erlebte den schlechtesten Saisonstart seiner Karriere. © Feiner/IMAGO

München – „Ich muss das üben, ich habe die nächsten Tage und Wochen etwas, woran ich arbeiten kann“, sagte Mathias Niederberger nach seinem bislang letzten Einsatz vorigen Freitag. Gegen Wolfsburg hatte der Münchner Eishockey-Nationaltorhüter sechs Treffer kassiert, der siebte gegen den EHC Red Bull fiel, als Niederberger den Kasten zu Gunsten eines weiteren Feldspielers bereits verlassen hatte. Sein Statement zum 5:7 klang sarkastisch. Es war ja klar: Auch wenn er selber keinen Glanztag hatte – in die immer wiederkehrende Situation, sich gegnerischen Kontern und Alleingängen stellen zu müssen, war er durch Fehler seiner Vorderleute geraten.

„Man muss das verhindern, dass man ausgekontert wird, jeder muss sich an die eigene Nase fassen, der Trainer wird es ansprechen“, sagte er. Doch nun steht er erst mal da, mit dem missglückten Saisontart („Ich weiß nicht, ob ich je so einen hatte“) und mit Platz 24 von 28 in der DEL-Torhüterwertung. Fangquote 84,83 Prozent – der 32-Jährige ist es gewohnt, sich deutlich über 90 Prozent zu bewegen. „Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst.“

Am Donnerstag (19.30 Uhr) wartet auf den EHC München bei den Nürnberg Ice Tigers ein schicksalhaftes Spiel. Und auf Niederberger ein besonderes Duell. Die Nummer eins auf der Gegenseite ist der Kanadier Evan Fitzpatrick (27). Vorige Saison hatten ihn die Münchner als Back-up für Niederberger verpflichtet. Als Absicherung für den Fall, dass ihr Stammkeeper sich verletzen würde. Das geschah denn auch, im Viertelfinale gegen Mannheim musste Fitzpatrick übernehmen. Der EHC schied aus, Fitzpatricks Leistung wurde als solide bis gut bewertet, aber es hieß: Die Klasse von Niederberger hat er nicht, mit dem Stammkeeper hätte die Serie anders ausgehen können.

Fitzpatrick fand in Nürnberg einen Anschlussjob, ist dort die Nummer eins, er hat 91 Prozent der Schüsse auf sein Tor gehalten, die Ice Tigers sind zufrieden mit ihm. Manche Fans in München finden inzwischen, man hätte ihn besser behalten sollen – obwohl er eine Importstelle belegen würde. Die Begeisterung für Mathias Niederberger hat nachgelassen – offensichtlich auch intern. Obwohl Red-Bull-Sportchef Christian Winkler immer wieder versichert, Niederberger sei „der beste Torwart der DEL“, hat er einen weiteren erfahrenen Goalie verpflichtet und bereits die zehnte (von elf möglichen) Importlizenzen verfeuert. Der Neue: Antoine Bibeau, 31, die vergangenen beiden Jahre in Schweden (AIK Stockholm) und Finnland (Koo-Koo) tätig gewesen. Der 1,91-Meter-Mann war aber vertragslos, im Trainingslager der Dallas Stars konnte er sich nicht empfehlen. Die meiste Zeit seiner Karriere war Bibeau ein Back-up-Tormann.

Grundsätzlich bringt Niederberger mehr mit als sein neuer Kollege und Konkurrent. 2022 feierte er auf Münchner Eis mit den Eisbären Berlin die Deutsche Meisterschaft. Seine zweite. 2023 gewann er mit dem EHC den Titel, er war der Königstransfer. Kurz darauf wurde er mit der Nationalmannschaft Vizeweltmeister, es war sein zweites herausragendes Turnier nach der WM 2021 (Platz vier) als „Krake von Riga“. Nach 2023 ließen seine individuellen Werte nach. Leicht zumindest. Doch bei Bundestrainer Harold Kreis steht Niederberger noch hoch im Kurs – er nahm ihn, obwohl Niederberger aus einer Verletzung kam, zur WM 2025 mit.

Niederberger hat in München die Zusage, dass er den Großteil der Spiele bestreiten wird. Man merkt es ihm an, dass er ungern auf Spielzeit verzichtet. „Ich habe fleißig trainiert und den Saft, um immer zu spielen“, erklärt er. Und dass er auch nicht in einem Match, das komplett gegen ihn läuft, frustriert aus dem Tor fahren würde. Denn: „Mich auswechseln zu lassen, wäre ein Zeichen von Schwäche. Ich will im Spiel bleiben. Die mentale Stärke dafür habe ich zur Verfügung.“GÜNTER KLEIN

Artikel 8 von 11