Nürnberg in die Knie gezwungen: EHC-Stürmer Gabriel Fontaine. © Red Bull/City-Press
Nürnberg/München – Ein fast vergessenes Gefühl: Der EHC Red Bull München lag kurz vor Ende eines Spiels in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in Führung – und brachte sie über die Zeit. Mit dem 3:2 in Nürnberg beendete das zuletzt aus den Playoff-Rängen gefallene Team seinen Negativlauf. „Ich erwarte eine 60-minütige Leistung in beide Richtungen, offensiv und defensiv“, hatte Red-Bull-Eishockeychef Christian Winkler gefordert. Der erleichternde Erfolg gelang dann ausgerechnet mit dem Tormann, der fortan nur noch die Nummer drei sein wird: mit Simon Wolf.
Der neue Torhüter des EHC, Antoine Bibeau, stand noch nicht zur Verfügung. Der Kanadier war erst am Mittwoch angekommen. Mathias Niederberger, der Nationalkeeper „und immer noch Elite in der Liga“, so Christian Winkler, fehlte wie schon am Sonntag erkrankt. Hingegen standen Dillon Heatherington und Adam Brooks wieder zur Verfügung, wohingegen mit Maxi Daubner ein weiterer Verteidiger verletzt ausfiel.
Personalien waren es, die auch die Nürnberg Ice Tigers beschäftigten. Da fünf Stürmer passen mussten, reichte es nur für drei Offensivreihen. Manager Stefan Ustorf schlug seinem Coach Mitch O‘Keefe „eine gesunde Defensive und auf Konter setzen“ vor. „Wenn du kurz besetzt bist, musst du intelligentes Eishockey spielen.“
In der 9. Minute gingen die Münchner vor den Augen von Bundestrainer Harold Kreis durch ihren verlässlichsten Angreifer, Chris DeSousa, in Führung. „Mal eine schöne Abwechslung, das tut uns gut“, kommentierte Verteidiger Phillip Sinn den für sein team zur Rarität gewordenen Fall, mit einem 1:0 in die erste Pause zu gehen. Unter den für sie ungünstigen Umständen hielten die Franken gut mit, vor allem über den agilen Evan Barratt kamen sie einige Male gefährlich vor das Münchner Tor. Und sie gaben auch nicht auf, als das letzte Drittel mit dem zweiten Tor der Münchner durch Adam Brooks (42.) begann. Barratt mit dem 1:2 (47.) und der Ex-Münchner Thomas Heigl mit dem 2:2 (49.) – und sie waren zurück im Spiel. Allerdings nahmen die Nürnberger dann einige Strafzeiten und fingen sich in doppelter Unterzahl das 2:3 (Tobias Rieder/52.) ein.
Der EHC München verkündete am Donnerstag noch einen Abgang – einen, der eigentlich schon keiner mehr ist: Will Butcher, für eine Verteidigerstelle vorgesehen, nach der sportmedizinischen Eingangsuntersuchung wegen auffälliger kardiologischer Werte aber nicht lizenziert, löste den vor zwei Wochen geschlossenen Vertrag als Development Coach wieder auf. Wie unsere Zeitung berichtet hatte: Seine Seite war nach Konsultation eines Spezialisten in der Schweiz der Meinung, er sei weiterhin spielfähig. Nun wird der 30-jährige US-Amerikaner die Spielerkarriere in seiner Heimat wieder aufnehmen: Er unterschrieb bei den Cleveland Monsters in der Farmteamliga AHL. „Ich kann ihn nicht zurückhalten“, meinte EHC-Sportchef Christian Winkler. Er sieht die (medizinischen) Risiken („Zwei Kardiologen haben es abgelehnt“), aber zeigt auch Verständnis: „Will ist 30 und hat noch nicht mit dem Spielen abgeschlossen.“GÜNTER KLEIN