ZUM TAGE

Wir wurden auch schon hergesungen

von Redaktion

Vorsicht vor Luxemburg

In der gerade laufenden Rudi-Völler-Doku kommt natürlich auch der Klassiker mit Island vor. Das 0:0 im Jahr 2003 und die Explosion des damaligen Teamchefs, als ARD-Moderator Gerhard Delling und sein Sidekick Günter Netzer ihn mit dem Vorwurf, für die Krise der Samstagabendunterhaltung zu stehen, zur Weiß(bier)glut trieben. 22 Jahre später ist Völler eine Mischung aus Ruheständler und DFB-Funktionär – möge ihm also eine weitere Aufregung über ein unzureichendes Ergebnis der deutschen Nationalmannschaft erspart bleiben. Das 0:2 gegen die Slowakei hat Völler mit Altersmilde noch wegstecken können – aber was, wenn es gegen Luxemburg wieder zäh wird?

So weit ist es gekommen, dass man selbst auf ein solches Spiel nicht ohne Sorge blickt, sondern die Vorstellung eines schwierigen Verlaufs konkrete Konturen annimmt. Wer bei den Deutschen alles fehlt: wirklich vier, fünf der Besten. Und wie sich solch eine Partie entwickeln könnte, wenn die Nagelsmänner planlos den luxemburgischen Strafraum umkreisen, die verwöhnten SAP-Manager auf den Rängen zu pfeifen beginnen und der Gegner vorne drin irgendeinen Wusler hat, der Ridle Baku, dem Verlegenheits-Rechtsverteidiger, Knoten in die Beine spielt. Man erinnert sich vielleicht auch an den Herbst 2021, das erste Hansi-Flick-Spiel: in St. Gallen ein mühsames 2:0 gegen Liechtenstein, die Nummer-fast-200 der Weltrangliste; ein gegnerischer Spieler aß nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen zufrieden eine ihm aus dem Publikum gereichte Bratwurst. Und Luxemburg ist ein Riese im Vergleich zu Liechtenstein: 100 Plätze höher. Manche Spieler sollen sechs oder sieben Sprachen beherrschen, sie werden sich auf einer Ebene verständigen, zu der der gemeine deutsche Nationalkicker keinen Zugang hat.

Damit wir uns darüber im Klaren sind, was Luxemburg kann, hier noch ein bisschen Landeskunde. RTL, die drei bekannten Fernsehbuchstaben, haben eine luxemburgische Geschichte: Radio Television Luxemburg. In die Luxemburgerin Désirée Nosbusch haben wir uns alle mal verguckt, der Halbluxemburger Frank Elstner erfand „Wetten, dass…?“, „Der Graf von Luxemburg“ ist der Inbegriff von Operette. Und im Eurovision Song Contest wurden „wir“ vom kleinen Nachbarn, obwohl er 28 Jahre lang gar nicht teilnahm, mit 2:5 Siegen hergesungen. Luxemburg ist ein erfolgreiches, ein reiches Land – also: Obacht!

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