Kriegt er 1860 in den Griff? Markus Kauczinski. © IMAGO
München – Kenny Cooper brachte 1860 in Führung, Karlsruhe glich postwendend aus. Kurz vor der Pause ballerte Benny Lauth einen Strafstoß gegen die Latte, und nach dem Seitenwechsel hatten die Gastgeber endgültig nichts mehr zu lachen. Krebs zum 1:2, Langkampf zum 1:3. Der Saisonstart für Lienens Löwen war endgültig verpatzt. Der KSC hingegen imponierte laut kicker „mit einer mutiger und später sehr cleverer Spielweise“. Verantwortlich dafür: Markus Kauczinski, damals 39 Jahre alt und ein Neuling im Profifußball.
Als Interimstrainer des KSC hatte Kauczinski die Löwen an diesem 24. August 2009 geärgert. Spoiler: später noch häufiger. Jetzt, 16 Jahre später, soll der gereifte Fußballlehrer mithelfen, 1860 wieder in die Spur zu bringen – in Richtung jener 2. Liga, in der man sich damals in der Allianz Arena begegnet war. Heute um 14 Uhr bittet er Florian Niederlechner & Co. zum ersten Training (öffentlich). „Sechzig ist ein Verein, den man lieben muss“, schwärmte Kauczinski bei seinem Antritts-Pressekonferenz.
Kann man mal einstreuen, so ein Lob, doch wer sich mit Kauczinskis Vita beschäftigt, stellt fest: Es gab schon früh Berührungspunkte mit den Löwen. Sein erster Jugendtrainer bei Fortuna Gelsenkirchen? 1860-Idol Klaus Fischer. Gemeinsam mit dem früheren Torjäger schloss er sich als 18-Jähriger den Amateuren des VfL Bochum an. Auch sein Mentor im Profifußball hat eine Münchner Vergangenheit: Oliver Kreuzer, vor und nach einem 1860-Intermezzo (15/16) Sportchef in Karlsruhe. Zwei weitere Male hatte Kauczinski bei den KSC-Profis ausgeholfen, und als Kreuzer im März 2012 eine Dauerlösung suchte, setzte er ganz auf die Karte Kauczinski. Er sollte es nicht bereuen. 158 Spiele, Punkteschnitt 1,64, zweimal Relegations-Drama, zwischendurch der Wiederaufstieg in die 2. Liga (2013). Kauczinskis erste Cheftrainerjahre beim KSC waren eine Erfolgsgeschichte.
Daran, an seine guten KSC-Jahre, möchte Kauczinski auf der Löwen-Bank anknüpfen. Vertrag bis 2027. Er wurde also nicht als Feuerwehrmann geholt, sondern als Trainer, mit dem man etwas aufbauen will. „So eine starke 3. Liga gibt es in anderen Ländern nicht“, weiß Kauczinski: „Jedes Jahr gibt es Überraschungen – wie aktuell die Aufstiegsmannschaft des MSV Duisburg.“ Der Gegner in seinem Einstandspiel (Sonntag, 16.30 Uhr) lebe „mannschaftliche Geschlossenheit“ vor: „Für uns ist das ein Fingerzeig. Wir müssen als Team lernen, gefährlich zu werden, aber auch Tore zu verhindern.“ In Ermangelung einer Sommervorbereitung scheide „Try & Error“ aus: „Stattdessen gilt es jetzt diese zwei, drei Dinge zu finden, die man auf Anhieb verbessern kann. Ich glaube an die Kraft des Trainings.“
Beeindruckend ist übrigens Kauczinskis Bilanz gegen 1860: Zehn Duelle, acht Siege – mit dem KSC hat er alle sieben (!) Vergleiche gewonnen. „Hat immer Bock gemacht“, blickt er zurück. Wunder als Trainer kann er trotzdem nicht bewirken, wie seine Startbilanzen zeigen. Lediglich bei seinem Chefeinstand in Karlsruhe gab es einen Sieg, in Ingolstadt und auf St. Pauli Unentschieden, bei Dresden und Wiesbaden verlor er sogar seine Auftaktmatches. Trotzdem glaubt Kauczinski, den verunsicherten Löwen schon bis zu seinem Debüt gegen Duisburg helfen zu können. „Wir dürfen die Fehlersuche nicht zu kompliziert machen“, sagt er selbstbewusst: „Manchmal ist es nur ein Knopfdruck.“ULI KELLNER