Großes Drama auf Big Island

von Redaktion

Philipp rettet Bronze bei Hitzeschlacht – die Führende bricht zusammen

Die Überraschung: die Norwegerin Lovseth. © Hilger/dpa

Kurz vor dem Ziel: Taylor Knibb („Ich bin fertig“) kann nicht mehr, Solveig Lovseth geht in Führung. © Screenshot (2)

Lachende Dritte: Laura Philipp biss die Zähne zusammen und rettete sich doch noch auf das Hawaii-Podest. © Hilger/dpa

Kona – Laura Philipp fehlten nach ihrem Happy End im epischen Hitze-Drama von Hawaii die Worte. „Was da draußen passiert ist, ist noch nicht so oft passiert in einem Rennen“, sagte die beste deutsche Triathletin: „Das ist nicht die Art und Weise, wie man aufs Podium kommen möchte, wenn es einem anderen schlecht geht.“ Nach dem Zusammenbruch der komfortabel führenden Taylor Knibb und der Aufgabe der torkelnden Lucy Charles-Barclay rettete Philipp am „härtesten Tag“ ihrer Karriere auf den letzten Drücker die Bronzemedaille.

„Laura war die, die als Last Woman Standing mit aufs Podium ist“, betonte ihr Trainer und Ehemann Philipp Seipp in der ARD. Denn In der „Sauna von Hawaii“ bei gut 30 Grad und nahezu 100 Prozent Luftfeuchtigkeit nahm das Rennen mehrere unerwartete Wendungen, die die 38-Jährige doch noch zu ihrem zweiten dritten Platz auf Big Island nutzte.

„Am Ende ist das ein Teil von Pacing, dass man sich die Kräfte so einteilt, dass man es bis zur Ziellinie schafft“, kommentierte Philipp die Dramen der Konkurrenz. Sie selbst habe auch „viele schwere Momente“ erlebt über die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. „Es war für mich der härteste Tag, den ich je gemacht habe.“ Sie sei „richtig durchgekocht“ worden, erzählte die Heidelbergerin: „Ich hatte eigentlich richtig Spaß beim Schwimmen und kam gut raus. Dann wurde es nur härter, härter und härter.“ Sie habe aber weiter ihr „Ding gemacht. Das hat sich am Ende ausgezahlt“. Die Fortsetzung der seit 2017 laufenden deutschen Podest-Serie bedeute ihr „extrem viel“.

Neun Minuten fehlten letztlich auf Überraschungssiegerin Solveig Lövseth aus Norwegen, die als Rookie in 8:28:27 Stunden ihre unerwartete Chance nutzte. 35 Sekunden dahinter landete die Britin Katrina Matthews nach einer Aufholjagd auf Rang zwei. Doch überstrahlt wurde das Rennen von den dramatischen Szenen rund um die wie die sichere Siegerin aussehende Knibb und die ebenfalls klar auf Medaillenkurs liegende Charles-Barclay.

Erst hatte Charles-Barclay im Lauf-Duell mit Knibb nach 25 Kilometern sichtlich mit der Hitze zu kämpfen, fing in Gehpausen immer stärker an zu torkeln. Kurz darauf nahm sie ihr Ehemann schützend aus dem Rennen. Dann wankte auch Knibb drei Kilometer vor dem Ziel plötzlich, schrie in die Kamera: „Ich bin fertig“ – und brach am Straßenrand zusammen. Lövseth passierte sie kurze Zeit später. „Ich hatte gemischte Gefühle. Ich war auch glücklich über Platz zwei, für Taylor tat es mir unglaublich leid“, sagte die 26-Jährige, die selbst das Ende herbeisehnte: „Ich habe mich nur noch darauf konzentriert, dass es mich nicht als nächste erwischt. Wenn das Rennen ein bisschen länger gewesen wäre, hätte mich Kat (Matthews) noch eingeholt.“ Erst ein paar Schritte vor der Ziellinie sei sie „sicher“ gewesen.

Sicher anzukommen, war auch das Hauptziel von Anne Reischmann. Die Ravensburgerin verkündete beim Start, dass sie sich in der 13. Schwangerschaftswoche befinde, in Absprache mit ihrem Ärzteteam aber starten dürfe. Sie kam als 31. mit einem Rückstand von 1:02 Stunde ins Ziel – und ließ damit 13 Profi-Sportlerinnen hinter sich. Bereits als zweifach Mutter ins Rennen gegangen war Jocelyn McCauley. Die 37-jährige Britin wurde bärenstarke Siebte – knapp vor der zweitbesten Deutschen, Leonie Konczalla (9.). Die ist zwar keine Mutter, aber hauptberuflich Ärztin im BG Klinikum Hamburg tätig.SID, MM

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