Kimmich verspricht: „Ich füge mich“

von Redaktion

DFB-Kapitän sagt dem Bundestrainer seine Flexibilität zu

Erste Doppelpack im DFB-Dress: Joshua Kimmich war nach seinem Elfmeter-Treffer auch aus dem Spiel heraus erfolgreich und traf zum 4:0-Endstand. Offiziell agierte der Kapitän von der Rechtsverteidiger-Position aus. © Gambarini/dpa

Belfast/Sinsheim – Joshua Kimmich ist ehrgeizig, akribisch und detailkundig – deshalb überrascht es, dass er nicht alle Daten seiner Länderspielkarriere parat hat. Die zwei Tore, die er im Rahmen des 4:0 gegen Luxemburg erzielte, stellten seinen ersten Doppelpack in der Nationalmannschaft da, wozu er meinte: „Das war mir gar nicht bewusst. Und es ist auch nicht mein Kerngebiet.“ Ebenso hatte er nicht mitbekommen, dass er am Freitagabend in der Rangliste der Nationalspieler die Legende Franz Beckenbauer überholte. „Das wievielte Spiel war es?“, musste Kimmich nachfragen. Es war sein 104. „Schöne Zahl“, sagte er. Ihm war feierlich zumute deswegen („Das war kein Karriereziel“), aber er war auch lustig drauf. Sein erstes Tor hatte er per Strafstoß erzielt – im Stil seines Bayern-Kollegen Harry Kane? „Ich schieße lockerer als er.“ Das zweite Tor hatte er mit einem „Schraubenzieher-Jubel“ gefeiert – „weil wir uns beim Abschlusstraining über das Thema Torjubel unterhalten haben“. Der Comedy-Kimmich ging sogar so weit, bei der Frage nach seiner Lieblingsposition zu witzeln: „Eigentlich im Tor.“

Die Antwortmöglichkeiten hatten natürlich gelautet: Sechser oder rechter Verteidiger? Das Thema kam wieder auf durch die Entscheidung, die Trainer Julian Nagelsmann selbst als „Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts“ bezeichnete. Kimmich, der von nun an nur noch in der Zentrale wirken sollte, weil er das beim FC Bayern auch tut, spielte wieder rechts. Aber der Bundestrainer findet auf der Zwei keine andere Lösung. Benjamin Henrichs vielleicht – aber der Leipziger ist verletzt. Nnamdi Collins aus Frankfurt – fiel in der Slowakei durch. Für die Oktober-Spiele lud er Ridle Baku, Henrichs-Vertreter in Leipzig, ein, wechselte ihn gegen Luxemburg aber lediglich ein.

Müsste eine Entscheidung über die Verwendung des Kapitäns jetzt nicht mal final fallen? Es sind „nur noch sieben Spiele bis zur WM“, rechnet Kimmich durch. Aber er sagt klar: „Meinetwegen muss der Trainer sich nicht entscheiden, wir können es gegner- und personalabhängig machen. Je nachdem, wie seine Idee ist – ich werde mich fügen.“ Gegen Luxemburg konnte er eh eine Art Hybrid-Rolle spielen und gelegentlich nach innen einrücken – so wie David Raum es im Aufbauspiel auf der linken Seite machte. Das Sechser-Hoheitsgebiet gehörte aber dem Bayern-Duo Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic. Vor allem für Pavlovic sind diese Spiele wichtig, „ich freue mich einfach, dass ich zeigen kann, was ich drauf habe“. Ihm wurde das Lob des ARD-Experten Bastian Schweinsteiger zugetragen, er wurde fast verlegen: „Das ist eine Ehre, wenn eine solche Persönlichkeit gut über einen spricht, das motiviert mich, Gas zu geben. Er war immer ein großes Vorbild von mir.“

Nagelsmann hält „Pavlo“ für eine der Zukunftsbesetzungen des DFB-Teams. Trotzdem hat er auf dieser Position viele Optionen, mit Tom Bischof gehört sogar ein weiterer Bayer (spielt derzeit U21 beim DFB) dazu. Aber ständig sollte sich die Aufstellung allmählich nicht mehr verändern, meint Kimmich: „Wir sollten ein Gerüst kriegen, auch wenn es schwierig ist, weil in den vier, fünf Wochen zwischen den Länderspielen viel passieren kann. Da man im Training nicht immer die Möglichkeit hat, sich einzuspielen, muss das auch in den Spielen geschehen.“GÜNTER KLEIN

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