München – Der Blick auf die Bundesliga-Tabelle verspricht ein spannendes Spiel. Wenn der Tabellenführer auf den Tabellenzweiten trifft und beide Teams zur Top-3 in Offensive und Defensive gehören, ist die Bezeichnung „Topspiel“ tatsächlich berechtigt. Und trotzdem gehen manche Zahlen des FC Bayern und von Borussia Dortmund vor dem deutschen „Clasico“ am Samstag (18.30 Uhr) so weit auseinander, dass die Rollen klar verteilt sind. Auf 25 (!) Tore kommt die Offensive des Rekordmeisters bereits nach sechs Spieltagen, der BVB hat hingegen erst zwölfmal getroffen. Immerhin: Dortmund hat erst vier Gegentore hinnehmen müssen – nur eins mehr als der FC Bayern. Liegt da der Schlüssel zum Erfolg?
Die Bayern – allen voran Max Eberl – sagen selbstbewusst: „Wir freuen uns auf den Clasico.“ Aber der Branchenprimus weiß aus Erfahrung: Außerhalb des eigenen Fan-Kosmos drückt die gesamte Liga dem BVB die Daumen. Gelingt – wie im März 2024 – ein Sieg in München, ist das Team von Niko Kovac bis auf einen Punkt herangerückt; gelingt es nicht, droht schon nach dem siebten Spieltag mit Blick auf dann sieben Zähler Vorsprung des FC Bayern gähnende Langeweile. Der Druck auf Kovac ist daher nicht nur intern hoch, die öffentliche Erwartungshaltung verstärkt ihn. Zumal der ehemalige Bayern-Trainer bei der Reifeprüfung an alter Wirkungsstätte beweisen kann, was in den vergangenen Wochen angedeutet wurde: dass er die BVB-Abwehr wieder auf das Niveau einer Spitzenmannschaft gebracht hat.
In der Liga machte das zuletzt den Eindruck: Drei der bisher vier Gegentore wurden beim 3:3 zum Auftakt gegen Wolfsburg kassiert, danach stand die Dreierkette um Nico Schlotterbeck, Waldemar Anton und Ramys Bensebaini stets stabil. Dass der Kovac-Elf allerdings in der Käönigsklasse beim 4:4 gegen Juve ordentlich eingeschenkt wurde, spricht für die noch nicht konstant abgestellte Anfälligkeit gegen größere Gegner. Die Bayern sind da der ultimative Prüfstein, denn die wettbewerbsübergreifenden Werte der vier offensiv Gesetzten Luis Diaz, Serge Gnabry, Michael Olise und Harry Kane lesen sich noch imposanter als die 25 Treffer, die schon Bundesliga-Bestwert sind. Zählt man alle für Club und Nationalmannschaft erzielten Tore und verwerteten Assists des Quartetts zusammen, kommt man auf 37 Treffer und 19 Vorlagen. Oder anders gesagt: Warm anziehen, BVB!
Nicht nur in der Bundesliga ist man übrigens neidisch auf diese Power. Der „Marca“ verriet der ehemalige Barca-Trainer Xavi Hernandez, dass er Luis Diaz am liebsten in seinen Reihen gehabt hätte. „Ein Weltklasse-Talent, ein Spielveränderer, mit atemberaubender Geschwindigkeit, und einer Arbeitsethik, die einfach nicht nachlässt.“ Wieder zu sehen am Samstag ab 18.30 Uhr.HANNA RAIF, MANUEL BONKE