Der Vordenker: IBU-Sportchef Daniel Böhm. © IMAGO
München – Biathlon ist vielen der Generation Z ein Fremdwort. Zwar ist der Mix aus Skilanglauf und Schießen seit Jahren der beliebteste TV-Wintersport für die Deutschen, doch beim jüngeren Publikum spielt er in Zeiten von Instagram, Tiktok und Twitch noch keine bedeutende Rolle. Der Biathlon-Weltverband IBU startet an diesem Wochenende in München nun einen besonderen Versuch, um auch die nachrückenden Generationen zu begeistern.
„Das ist eine Investition in die Zukunft“, sagte IBU-Sportdirektor Daniel Böhm vor der Premiere des Loop-One-Festivals, das als innovative Saisoneröffnung im Olympiapark mit einem Mix aus sportlicher Action und Unterhaltung neue, jüngere Zielgruppen ansprechen soll. „Wir müssen uns damit auseinandersetzen, jüngere Zielgruppen früher abzuholen, über andere Kanäle, andere Formate“, erklärte Böhm.
Und das ist wichtig, denn das Konsumverhalten hat sich drastisch verändert. Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne der Generation Z – Menschen geboren zwischen 1995 und 2010 und damit die erste Generation, die vollständig im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist – wird auf nur noch rund acht Sekunden geschätzt. Die absolut schnellsten Biathleten brauchen alleine für eine Schießeinlage rund 15 Sekunden. Die längsten Rennen dauern über eine Stunde. Eine der Prioritäten der IBU in ihrem Gesamtstrategieplan bis 2030 ist es, wie man die Events im Stadion und den Sport selbst noch zukunftsfähiger gestalten kann.
München ist auch ein Test. Insgesamt investiert die IBU in Bayerns Hauptstadt einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag. Vorerst sind drei Auflagen geplant, danach wird evaluiert.
Beim Thema Social Media ist der Weltverband bereits in den letzten Jahren aktiv geworden. In den letzten drei Saisons stiegen die Reichweite, die Videoaufrufe und die Interaktionen der IBU über ihre Kanäle um 300 bis 400 Prozent an. So wurden in der vergangenen Saison unter anderem insgesamt über 220 Millionen Videoaufrufe registriert. Bis 2030 will der Verband die Biathlon-Fangemeinde verdreifachen.
Neben den Fans von morgen ist eines der Hauptprobleme wie für fast alle Wintersportarten der Klimawandel. Sind Veranstaltungen wie in München, wo die Biathleten auf Skirollern und Beton unterwegs sind, die Zukunft?
Fürs erste sieht Böhm große Probleme für den Nachwuchs. „Wo rekrutiert man noch Athleten, wenn der Schnee fehlt“, meinte der Staffel-Weltmeister von 2015. Mit Skirollern könnte man sehr gut für die Wettkampfsaison trainieren und Biathlon erhalten. „Die Frage ist, ob sich dann langfristig das Gesamtprodukt auch ändern muss und dennoch weiterhin Anklang findet. Darauf wollen wir uns, etwa mit Loop One, vorbereiten.“DPA